San Diego/Richmond - Die Stone-Brewery, einer der Vorreiter der Craftbier-Szene der USA und wesentlicher Impulsgeber in Europa, wird künftig kein Bier mehr außerhalb der USA verkaufen. Das bedeutet, dass das "Arrogant Bastard"-Ale, das auch im deutschen Sprachraum viele Freunde gefunden hat, nicht mehr in Europa zu bekommen sein wird; nur in Großbritannien soll es noch einige Vorräte geben, die abverkauft werden..
Der Rückzug wurde am 20. November exklusiv vom Branchendienst thedrinksbusiness.com vermeldet. Die gewöhnlich gut informierte Autorin Melissa Cole schreibt: "Der erklärte Fokus der Brauerei liegt nun auf der erfolgreichen Einführung der Delicious IPA-Multipacks und ihres mexikanischen Salz- und Limettenlagers Buenaveza, weit entfernt von den Tagen von Arrogant Bastard IPA, die Stone 1997 dabei halfen, sich auf dem aufkeimenden Craftbiermarkt einen Namen zu machen."
Tatsächlich hatten die Stone-Gründer Greg Koch und Steve Wagner in einer Garage in San Marcos, nördlich von San Diego, den Grundstein für den Erfolg gelegt. Später verlegten sie den Betrieb in eine stylisch in einem Zen-Garten angelegte Brauerei im nahen Escondido; die ursprüngliche Brauerei wurde ab 2006 von Lost Abbey weitergeführt. Stone expandierte in den folgenden Jahren schnell - es wurde eine weitere Brauerei in Richmond, Virginia gebaut und 2015 wurde um 23 Millionen Dollar eine Brauerei in einem ehemaligen Gaswerk in Berlin-Mariendorf errichtet.
Rückzug begann in Deutschland
Nach nur vier Jahren zog sich Stone aus Deutschland wieder zurück - die Berliner Brauerei wurde mit Verlusten an Brewdog verkauft. Man hatte seine Möglichkeiten überstreckt, Dies gefiel der Beteiligungsgesellschaft VMG nicht. in der Folge wurde auch das amerikanische Kerngeschäft verkauft. Sapporo Brewing übernahm es im August 2022 für 165 Millionen Dollar, das Unternehmen heißt nun Sapporo-Stone.
Im Mai dieses Jahres kündigte die neu gegründete Sapporo-Stone an, die zehntgrößte Brauerei der Vereinigten Staaten zu werden, was sie durch die Investition von 20 Millionen US-Dollar in Stones Brauerei Escondido, Kalifornien, und 40 Millionen US-Dollar in die Richmond-Brauerei erreichen will. Damit würde eine Kapazität von 700–800.000 US-Barrels (ca. 800–900.000 Hektoliter) erreicht - Sapporo-Stone müsste künftig kein Bier mehr aus Brauereien in Kanada und Vietnam impoertieren, um den US-Markt mit seinen Kernprodukten zu bedienen.
Und wenn schon von den Kernprodukten die Rede ist: Cole argumentiert: "Weitere Anzeichen für die neue Ausrichtung des Unternehmens gab es im Oktober, als es die Einstellung einiger Sondersude, etwa „Enjoy By IPA“ und größerformatige Flaschen, ankündigte. Dieser Schritt signalisierte, dass das Unternehmen das Interesse an Bierliebhabern verloren hat und dass der Spezialitätenmarkt nicht mehr als entscheidend für sein Geschäftsmodell angesehen wurde ".Umgekehrt hätten sich auch viele Bierenthusiasten von Stone abgewendet, weil es seine Positionierung aufgegeben hat, "gegen die großen Brauer" zu sein.