Boulder/London - Entgegen allen Unkenrufen ist die Zahl der Kleinbrauereien weiter im Steigen - für den englischen Sprachraum ist das auch statistisch belegt. In Großbritannien stieg die Zahl der Brauereien im Lauf des Pandemie-Jahres 2020 um 7,5 Prozent auf 3018. Und das, obwohl im Vereinigten Königreich das Gastgewerbes für einen Großteil des Jahres 2020 geschlossen bleiben musste. Die Schließung von Pubs und die anderen Maßnajhmen gegen das Coronavirus könnten für einige Unternehmer sogar als Katalysator für die Gründung neuer Brauereien gedient haben. Noch im April des Vorjahres hatten drei von zehn britischen Mittelstandsbrauereien keinerlei Retail-Absatz - im Lockdown musste gerade dieses Geschäft auf- und ausgebaut werden, berichtet der Branchendienst BigHospitality.
Ähnlich ist die Entwicklung in den USA: Dort verzeichnete die Brewers Association (BA) im Jahr 2020 insgesamt 346 Schließungen von Craftbier-Brauereien - gleichzeitig wagten aber 716 Craftbier-Brauer eine Neueröffnung. Die Zahl der Brauereien erreichte dadurch einen neuen Rekord: über 8700. Die Schließungen mögen in absoluten Zahlen hoch erscheinen, aber bezogen auf die Gesamtzahl waren es nur vier Prozent, was dem Niveau von 2019 entsprach. Die Zahl war auch weit weniger dramatisch als in den frühen Nullerjahren, als jährlich bis zu zehn Prozent aller Brauereien schlossen.
Rückgang beim Ausstoß nach 20 "fetten" Jahren
Anders sieht es allerdings aus, wenn man den Ausstoß betrachtet. Nach Zahlen der BA produzierten im letzten Jahr kleine und unabhängige Brauereien zusammen 23,1 Millionen Barrels Bier (bbl), umgerechnet sind das etwa 27 Millionen Hektoliter oder das dreifache aller österreichischen Brauereien. Auf dem US-Markt war das aber eine deutliche Verschiebung: Craftbier-Brauer mussten einen Ausstoß-Rückgang von neun Prozent hinnehmen, wodurch der Marktanteil von Craft Bier insgesamt (nach Volumen) auf 12,3 Prozent sank; 2019 waren es noch 13,6 Prozent.
Der US-amerikanische Gesamt-Biermarkt sachrumpfte im Jahr 2020 mengenmäßig um drei Prozent, jener des Craftbieres jedoch um 9,2 Prozent. Dem steht gegenüber, dass die Craftbier-Branche auf 20 sehr gute Jahre zurückblicken kann - mit Zuwächsen zwischen 2,0 Prozent im Jahr 2012 und 17,8 Prozent im Jahr 2014. Und auch wenn der Marktanteil volumenbezogen auf 12,3 Prozent gesunken ist, ist der Marktwert etwa beim Doppelten: Weil Craftbier wesentlich teurer verkauft werden kann, werden von 100 Dollar, die für Bier ausgegeben werden, 23,6 Prozent für Craftbier verwendet.
