200 Jahre Stille Nacht
Brauerei Hofbräu Kaltenhausen, Hallein
Braumeister Günther Seeleitner
AlkohoL 5,3 % ABV
Bierstil Lager, hopfengestopft
Hellbernsteinfarben und mit milder Karbonisierung zeigt sich dieses Bier, das kurz vor Weihnachten 2017 mit sechs verschiedenen Etiketten quasi als Sammleredition auf den Markt kam. Auf den Etiketten fand sich jeweils eine der sechs Strophen des 1817 erstmals gesungenen Weihnachtsliedes, in den Flaschen aber war dasselbe Bier: Ein vollmundiges, leicht süßes Lager mit deutlich fruchtigem Ton, der dann doch mehr an ein Ale denken ließ. Die Bittere im Nachtrunk erinnerte dann wieder mehr an ein Lager.
4710 GPA
Brauerei Grieskirchner Brauerei, Grieskirchen
Braumeister Michael Stockinger
AlkohoL 5,4 % ABV
Bierstil Pale Ale
4710 ist die Postleitzahl von Grieskirchen – und die Linie experimenteller Biere, die Marcus Mautner Markhof, der die Brauerei seit einigen Jahren umsichtig neu zu positionieren versucht, 2015 lanciert hat. Die aktuellste Kreation ist ein Pale Ale, das hier als Grieskirchner Pale Ale bezeichnet wird. Sehr ausgeprägte Zitrusaromatik (Grapefruit, Limette, Bitterorange), voller, aber nicht zu süßer Trunk.
Austrian Lager
Brauerei Braucommune Freistadt, Freistadt
Braumeister acht Braumeister der Culturbrauer
AlkohoL 5,4 % ABV
Bierstil Wiener Lager
Wenn man eine Bierspezialität vorstellt, gehört es sich, den Namen des Braumeisters zu nennen – von ihm stammt ja das Rezept, bei ihm liegt die Produktionsverantwortung. Das Austrian Lager, das exklusiv an Restaurants (und nicht an den Einzelhandel) ausgeliefert wird, ist da eine Ausnahme: Da steht nicht ein einzelner Braumeister dahinter, sondern gleich acht Herren dieses edlen Berufsstands, die sich an einem Jännerabend des Jahres 2017 zusammengesetzt haben und sich in einer langen, von Conrad Seidl moderierten Diskussion auf Bierstil, Rezeptur und Zutaten (Mühlviertler Hopfen, österreichische Malze) für dieses Collaboration Brew geeinigt haben. Einige gemeinsame Versuchssude später war das Bier im September marktreif und in Nostalgieflaschen gefüllt: Es ist rötlich-bernsteinfarben, fast blank mit cremefarbenem Schaum. Karamelltöne in der Nase, zart angedeutete Röstnote. Im Antrunk malzbetont, leichte Süße und überraschend fruchtig (Birne? Apfel?). Die Hopfenbittere ist mit 26 Bittereinheiten stilentsprechend moderat, insgesamt ergibt das einen vollmundigen Eindruck.
Die Alte Kuh
Brauerei Gusswerk, Hof bei Salzburg
Braumeister Reini Barta
AlkohoL 9,2 % ABV
Bierstil Imperial Stout, holzfassgereift
Zwei Jahre lang wird die bekannte und mehrfach prämierte „Schwarze Kuh“ in Holzfässern gereift, die vorher mit Sherry belegt waren. Tiefschwarz und mit rotbraunem Schaum präsentiert sich dieses Bier, das mit 98 Falstaff-Punkten zum Besten gehört, was man in Österreich an Bier kaufen kann. Es verströmt einen Duft von Schoko-Nusskuchen und Ringlotten. Sehr voller süßer Trunk. Kräftige Holznoten, wärmend im Nachtrunk.
Baker’s Bread Ale
Brauerei Bierol, Schwoich
Brauer Maximilian Karner, Christoph Bichler und
Marko Nikolic
AlkohoL 5,8 % ABV
Bierstil Ale mit Brotresten
Wenn man von einem Bier als „flüssigem Brot“ spricht, dann trifft das auf dieses Ale besonders zu: Die Brauer aus Schwoich haben sich mit der Bäckerei Therese Mölk, die die M-Preis-Märkte beliefert, zusammengetan und Weißbrot-Reste, die feingeschnitten als Knödelbrot angeliefert werden, in diesem Ale verbraut. Rund 30 Prozent der Malzschüttung werden auf diese Weise ersetzt. Und es kommen Brotgewürze, die im Weißbrot vorhanden sind, auf diese Art ins Bier. Das Brauverfahren ist sehr aufwendig: Erst wird das Brot mit wenig Malz eingemaischt, um die Verzuckerung der Stärke in Gang zu bringen. Dann wird diese Maische gekocht und einer reinen Malzmaische aus dem Rest der Malzschüttung zugebrüht. Das Läutern dauert etwa doppelt so lang wie bei einem gewöhnlichen Reinheitsgebots-Bier. Aber das Ergebnis lohnt: Dieses Ale ist dunkel-bernsteinfarben, hat einen leichten Sauerteig-Geruch, dem sich ein Hauch von Dattelaroma zugesellt. Der Antrunk ist mild und weich, erinnert ein wenig an ein englisches Bitter. Eine leichte Süße begleitet den Trunk, gegen den Nachtrunk hin kommen allerdings die Bitternoten (Hallertauer Cascade) und ein gewürzhafter Lebkuchengeschmack durch.
Brau Rubin
Brauerei Baumgartner, Schärding
Braumeister Michael Moritz
AlkohoL 7 % ABV
Bierstil Hybrid
Das rote Etikett deutet schon darauf hin, dass es sich um ein Kirschbier – genau genommen: um ein mit Weichseln verfeinertes Bier – handelt. Nun ist die Verwendung von Sauerkirschen im Bier eine jahrhundertelang bekannte Praxis, es gab etwa eine Kirsch-Mumme aus Braunschweig – aber in den vergangenen Jahrzehnten war belgisches Kriek das Synonym für Kirschbier. In Schärding allerdings hat Peter Moritz sein Bockbier als Basis genommen und auf Sauerkirsch-Maische reifen lassen. Das Ergebnis ist ein rubinrotes, fast nicht süßes Bier, das zunächst kaum nach Kirschen riecht. Es hat einen milden Trunk mit wenig Kohlensäure und entwickelt seine Aromatik vor allem retronasal, weil die Weichseln da gut mit dem Hopfen zusammenspielen.
Brauschneider IPA
Brauerei Brauschneider, Schiltern
Braumeister Felix Schneider
AlkohoL 6,1 % ABV
Bierstil India Pale Ale
Der Kronkorken ist einem Knopf nachempfunden, das Muster auf dem Etikett einer Stoffstruktur – schließlich heißt man ja Schneider. Auffallend ist aber der neue Geschmack der Biere, schließlich wurde in Schiltern ein völlig neues Brauereikonzept umgesetzt, bei dem Fotovoltaik in Kombination mit einer Wärmepumpe nur das äußere Zeichen für eine neue Sudhaus-Technologie ist. Diese ermöglicht ein besonders effizientes und schonendes Sudverfahren, was sehr milde und leicht schmeckende Biere ergibt. Das trifft insbesondere auch auf das fast blanke, dunkelgoldgelbe India Pale Ale zu, das mit einer sehr intensiven und dennoch nicht zu scharfen Bittere von 69 Bittereinheiten überzeugt: Das Aroma ist fruchtig (Mango, Grapefruit von Cascade-, Centennial- und Polaris-Hopfen) und gleichzeitig harzig, der Trunk gerade genügend vollmundig und der Nachtrunk extrem trocken.
Granitbock Edition Vinothek St. Stephan
Brauerei Hofstetten, St. Martin im Mühlkreis
Braumeister Peter Krammer
AlkohoL 10 % ABV
Bierstil Doppelbock
Peter Krammer überrascht immer wieder mit interessanten Partnerschaften: Sieben Monate hatte dieses Bockbier Zeit, in einem Rumfass der kanarischen Destillerie Aldea, die die Vinothek St. Stephan beliefert, zu reifen. Tiefrot, mit wenig Schaum liegt dieses Bier im Glas. Es hat ein sehr süßes Aroma, erinnert an Bratapfel. Schwerer, süßer Antrunk. Sehr runder Körper, wärmender Alkohol von der Lagerung im Rumfass. Fruchtnoten (Kirschen, Zwetschken) retronasal. Kräftige Hopfenbittere, von Holznoten unterlegt.
High Diver
Brauerei Next Level, gebraut bei Loncium in
Kötschach-Mauthen
Brauer Alexander Beinhauer und Johannes Grohs
AlkohoL 6,8 % ABV
Bierstil IPA
92 Falstaff-Punkte hat dieses Bier aus der Next-Level Brewery erreicht – und damit bestätigt, dass das 2015 gegründete und von Beginn an mit höchstem Lob überschüttete Unternehmen Next Level konstante Qualität und beständige Innovation zu erbrauen imstande ist. Wobei die jungen Brauer aus Wien-Meidling auch bei diesem Bier Gastbrauer bei Loncium waren. Dunkles Goldgelb mit viel reinweißem Schaum. Karamell, Vanille, Marille und tropische Früchte in der Nase, milde Kohlensäure und kräftige Bittere gleich im Antrunk. Die reine Hopfenbittere steigert sich noch gegen den Nachtrunk, der sehr trocken ausfällt.
Hopfengöttin
Brauerei Fleck’s Bier, Frohnleiten
Braumeister Georg Fleck-Obendrauf
AlkohoL 5,8 % ABV
Bierstil IPA
Vinzenz Fleck ist ein steirischer Hersteller von Kleinbrauereianlagen, der mit der Craftbier-Revolution voll durchgestartet ist: In der Nähe von Frohnleiten errichtete er die „BrauSchauerei” (die gleichzeitig auch Referenz für seine Anlagen ist) und braut dort eben nicht nur das in vielen Gasthausbrauereien gängige Helle, sondern neuerdings auch ein dunkel-bernsteinfarbenes, nicht übertrieben aromatisches und gerade ausreichend bitteres IPA nach englischem Geschmack – hohe Drinkability und hoffentlich eine Vorbildwirkung sind das Ergebnis.
Ides of March – Imperial Märzen
Brauerei 1516 Brewing Company, Wien
Braumeister Christian von der Heide
AlkohoL 6,7 % ABV
Bierstil Bock
Die für das Jahr 2017 veröffentlichte Statistik des Brauereiverbands bescheinigt Österreich die Produktion von 5,4 Millionen Hektoliter „Lager/Märzenbier“, das sind 64 Prozent des gesamten Ausstoßes. Allerdings: Was die österreichische Statistik (und auch die Brauereien auf ihren Etiketten) Märzenbier nennen, wird anderswo nicht diesem Stil zugerechnet. Daher streiten die Braumeister um die internationale Anerkennung des Stils „Austrian Märzen“ im Gegensatz zum „German Style Märzen“ bei Wettbewerben wie dem European Beer Star. Märzen ist ein ur-österreichischer Bierstil, doch dürften unter dieser Bezeichnung im Lauf der Jahrhunderte allerhand unterschiedliche Biere gebraut worden sein. Da findet man etwa in den Aufzeichnungen des Wiener Bürgerspitals von 1708 ein Märzenbier, das sicher mit unserem nichts zu tun hatte. Und noch im späten 19. Jahrhundert wird Märzen mit „Bockbier, nur nicht so süß“ gleichgesetzt.
Dies muss dem deutsch-kanadischen Braumeister Christian von der Heide vorgeschwebt sein, als er bei der 1516 Brewing Company „Ides of March“ als „Imperial Märzen“, also als Märzenbock, gebraut hat: rötlich-bernsteinfarben, karamelliger Duft, herber, aber durch Vollmundigkeit balancierter Trunk, retronasal Aromen von Kräutern und rotem Apfel.
Imperial Dark Ale
Brauerei Loncium, Kötschach-Mauthen
Braumeister Klaus Feistritzer und Alois Planner
AlkohoL 9 % ABV
Bierstil Imperial, holzfassgereift
Tiefes Dunkelrot, fruchtig-holziger Duft, kräftige Karamellnote und etwas Vanille in der Nase. Der Antrunk ist zunächst einmal sehr süß, es kommen dann aber rasch fruchtig-erfrischend-säuerliche Noten durch. Weichseln, Weintrauben, vielleicht auch Schlehen. Beinahe adstringierend wirkende Bittere, sehr komplex. Im Nachtrunk ist die Süße dann völlig verschwunden, dafür bleiben die fruchtigen Noten beharrlich erhalten. Auch wenn die verwendeten Fässer mit Whisky und Rum vorbelegt waren, ist vom Whisky wenig, vom Rum mehr zu schmecken – ein Portwein-Ton ist aber die stärkste Assoziation.
Kellermeister
Brauerei Hirt, Hirt
Braumeister Raimund Linzer
AlkohoL 4,8 % ABV
Bierstil Lager, unfiltriert
Die Hirter Brauerei war ein früher Pionier der Biobier-Brauerei, mit dem Kellermeister legt Braumeister Linzer nun eine neue Interpretation vor: Kräftiges Gelb und ebenso kräftige Trübung, zarte Hefenase. Der Antrunk lässt sofort die Verwandtschaft zu den Hirter Pilsbieren erkennen: Der Hopfen ist sehr präsent und bringt eine zarte Fruchtnote (Lychees, vielleicht auch Kirschen) mit. Der Trunk aber ist weich, hier schmeckt man deutlich das Weizenmalz, das hier mitverbraut wurde. Alles in allem sehr balanciert und elegant, eine leichte Süße bleibt bis in den Nachtrunk erhalten.
Leichte Steirer Weisse
Brauerei Brauerei Murau, Murau
Braumeister Johann Zirn
AlkohoL 3,8 % ABV
Bierstil Hefeweizen
Im Sommer mögen es viele Bierfreunde leicht – Zeit für eine leichte, dennoch kräftige Weiße. Sehr helles Gelb, sehr starke Trübung, sehr fruchtiges Aroma – wenn man an diesem 3,8 Prozent starken Bier riecht, dominieren Aromen von Melone, Pfirsich, Banane, Vanille und frischer Hefe. Was auffällt, ist die deutliche Hopfung: Braumeister Johann Zirn verwendete Hallertauer Tradition für die Bittere und Hüller Melon für das Aroma. Alles im Sudhaus – nichts im Keller gestopft. Dafür dürfte der Hefestamm Luna Bavaria zur Fruchtigkeit beigetragen haben.
Mangalitza Milk Stout
Brauerei Brauküche 35, Schalladorf
Brauer Jörg Gartler
AlkohoL 6 % ABV
Bierstil Milk Stout / Hybrid
Es ist das „versauteste Bier der Welt“ – und wahrscheinlich das ungewöhnlichste Bier, das in den vergangenen Monaten in Österreich gebraut worden ist: Der Milchzucker in seinem Milk Stout kommt aus Kuhmilch (Schweinemilch hat einen geringeren Zuckergehalt). Dafür kommt das Schwein in die Sudpfanne – genau genommen waren es zwölf Kilo Schweineschädel, die beim Kochen eines Vier-Hektoliter-Suds mitsamt dem Hopfen in die Pfanne gekommen sind. Und das fertige Bier? Schwarz mit ganz wenig Schaum lag es im Glas, der Duft hätte nahegelegt, dass es sich um ein Rauchbier handle. Aber dieses Aroma kam doch eher vom geräucherten Schweinskopf. Der Antrunk war vollmundig und weich, gerade nur einen Hauch süß und entsprach ziemlich den Erwartungen an ein stärkeres (16 Grad Stammwürze, sechs Prozent Alkohol) Stoutbier – da waren Andeutungen von Lakritze, Schokolade, vielleicht auch Orangenschale. Und im Finish war das Stout dann wieder sehr trocken und rauchig. War das nun ein Bier oder eine kalte Schweinesuppe? Nicht ganz eindeutig zu sagen, auch wenn der bierige Eindruck überwiegt. Sicher kein Bier, das man aus dem Maßkrug trinken würde – das aber gut zu Bratenstücken vom Wollschwein passt. Oder zu einem Schokokuchen.
Meisterwerke Weizen
Brauerei Zipfer Brauerei, Zipf
Braumeister Harald Raidl
AlkohoL 5,4 % ABV
Bierstil Hefeweizen
Weizenbier gilt vielfach als Bier der Wahl für Menschen, denen andere Biere zu bitter sind. Denn klassische Weißbierrezepte sehen sehr bescheidene Hopfengaben vor – und damit wenig Alphasäure (deren Gehalt im Bier die analytisch gemessene Bittere definiert) im fertigen Bier. Dann kommen die von der Hefe erzeugten bananenartigen und gewürzhaften Aromen des Bieres besser zur Geltung. Hopfenexperimente sind allerdings inzwischen im Weizenbier-Mainstream angekommen. In Zipf beim „Meisterwerke Weizen“, einem mit 14 Bittereinheiten eher mild bitteren Weißbier, dem Braumeister Harald Raidl (er ist auch für die Edelweiss-Produktion verantwortlich) durch Hopfenstopfen im Lagerkeller eine volle Ladung der Aromen des Citra-Hopfens verpasst hat: Zitronenschale, Maracuja und Pfirsich mischen sich mit dem klassischen Bananenduft und begleiten einen weichen Trunk.
Monster Juice
Brauerei Next Level, gebraut bei Loncium,
Kötschach-Mauthen
Brauer Alexander Beinhauer und Johannes Grohs
AlkohoL 7,1 % ABV
Bierstil Imperial IPA
Dieses Starkbier ist gefährlich süffig! Wenn man den Duft von Mandarinen, Grapefruit und Marillen (Letztere sind tatsächlich mitverbraut!) aufnimmt und dann einen kräftigen Schluck nimmt, dann könnte man fast meinen, dass man einen guten Fruchsaft zu sich nähme. Aber das sehr trübe, orange leuchtende Bier ist tatsächlich über zehn Prozent stark, erfrischend und nur ganz leicht süß. Die Bittere (relativ moderate 45 IBU) nimmt man erst im Nachtrunk wahr.
Noar Proud of Stout
Brauerei Erzbergbräu, Eisenerz
Braumeister Reini Schenkermaier
AlkohoL 10,5 % ABV
Bierstil Russian Imperial Stout
Dieses ohnehin schon kräftige Bier wurde in Whiskyfässern der Dachsteindestillerie Mandlgut sechs Monate lang nachgereift – das Ergebnis ist ein rötlich-schwarzes, nach Rauch, Holz und Vanille duftendes, sehr süßes Stout. Der Antrunk wirkt fast cremig, es ist kaum CO2 wahrzunehmen und gerade wenn einen die Süße zu überwältigen droht, merkt man schokoladige Röstaromen, die von der Schärfe des Whiskys unterstrichen werden.
Obertrumer Original
Brauerei Brauerei Sigl, Obertrum
Braumeister Felix Bussler
AlkohoL 4,8 % ABV
Bierstil Helles, unfiltriert
Etikett und Euro-Flasche verraten: Dieses Bier ist pure Nostalgie. Kennt man aus der Trumer Brauerei vor allem die hopfenbetonten Pils-Biere, so knüpft das Original an die hellen, unfiltrierten Lagerbiere bayerischer Art aus der Mitte des 20. Jahrhunderts an. Sattes goldgelb, feine Trübung, feiner malziger Duft und eine leicht süße Vollmudigkeit zeichnen dieses mild gehopfte Bier aus. Das Etikett ist ein Trumer-Klassiker aus den 70er-Jahren und zeigt die Trumer Biermaid eingebettet in Braun-, Gelb- und Rot-Töne, eine erdige Farbenkombination, die typisch für die Zeit der 70er-Jahre ist und sich als Hommage an das ursprüngliche Design zum Produkt versteht.
Red Out Edition 2017
Brauerei Brew Age, Wien (gebraut bei Schwarzbräu)
Braumeister Johannes Kugler und Gerald Schwarz
AlkohoL 8,9 % ABV
Bierstil Flanders Red / Hybrid, holzfassgereift
Rötlichbraun mit wenig Schaum liegt dieses Bier im Glas – und duftet nach Himbeeren, frischem Fleisch und Balsamico-Essig. Der erste Antrunk ist erfrischend-fruchtig, viel weniger sauer als man vielleicht erwarten würde. Gleich zu Beginn meldet sich auch eine adstringierende, wohl von der Holzfassreifung kommende Bittere – denn die analytische Hopfenbittere ist mit 15 IBU sehr bescheiden. Und darunter liegt eine karamellige Süße, die jedoch rasch in den Hintergrund tritt, um dem trockenen Nachtrunk Platz zu machen. Die Edition 2017 des Flanders Red durfte 33 Monate im Barriquefass reifen, wurde mit St. Laurent Weintrauben versetzt und in der Flasche nachvergoren. Der Aufwand, der für die 460 kleinen Flaschen getrieben wurde, ist unglaublich: Sauerbiere, welche im Holzfass mit Brettanomyces (Wilde Hefen) und Laktobazillen (Milchsäurebakterien) nachgereift werden, benötigen nämlich sehr lange, bis sie ihre Trinkreife erreichen – in diesem Fall durfte ein Flanders Red von Jänner 2015 bis Oktober 2017 im Barriquefass reifen, im Herbst 2016 wurden St. Laurent Trauben aus dem Weingut Zahel in Wien-Mauer zugesetzt, um die Gärung noch einmal zu stimulieren. Ein weiteres Jahr verging, bis das Red Out bereit für die Flaschenfüllung war. In Handarbeit wurde es abgefüllt und etikettiert und für die Flaschengärung vorbereitet. Diese sorgt für die notwendige Kohlensäure, die dem Bier seine lebendige Rezenz verleiht.
Salzburger Bier
Brauerei Die Weisse, Salzburg
Braumeister Felix Gmachl
AlkohoL 5 % ABV
Bierstil Helles
Der Brauereichef und Braumeister Felix Gmachl braut seit 2017 in seiner Salzburger Biermanufaktur zusätzlich zur Weissen ein untergäriges „Salzburger Bier“: ein klassisches Helles nach bayerischer Art, mit einem leichten Zitrusaroma vom im Whirlpool zugegebenen Saphir-Hopfen. Auch in der Brauereigaststätte wird das Salzburger Bier ausgeschenkt, obwohl Gmachl versichert, dass er die Marke strikt von jener seiner Weissen getrennt halten will: Wenn man an eine Weisse aus Salzburg denkt, solle man eben an Die Weisse denken.
Schnittenfahrt
Brauerei Brauwerk, Wien
Braumeister Silvan Leeb
AlkohoL 8,2 % ABV
Bierstil Russian Imperial Stout
Im 19. Jahrhundert wurde der Porter-Bierstil um eine besonders kräftige Variante bereichert: Englische Brauer brauten ein alkoholreiches Stout-Porter, das sich alsbald am russischen Zarenhof großer Beliebtheit erfreute. Das „Russian Imperial Stout“, oft mit einem Alkoholgehalt um die zehn Prozent, war geboren. Es wurde in beachtlichen Mengen nach St. Petersburg verschifft – als Rückfracht diente russisches Eichenholz, aus dem im wenig bewaldeten England, wo stets Holzknappheit herrschte, wieder Bierfässer gemacht wurden. Der Bierstil geriet weitgehend in Vergessenheit, bis ihn amerikanische Bierimporteure wiederentdeckten. Im Brauwerk in Wien-Ottakring wagte man sich nun ebenfalls an eine eigene Interpretation – und zwar mit Zutaten aus der benachbarten Manner-Fabrik. Für die „Schnittenfahrt“ wurden (zusätzlich zum Malz) Brösel von Mannerschnitten eingemaischt, im Reifungstank wurden Vanille, Haselnüsse und Kakao zugesetzt. Das macht sich bei diesem 8,2 Prozent starken, sehr dunkelbraunen Bier mit einem leicht schwefeligen Haselnussaroma und einer vollen, wärmenden Süße bemerkbar. Die schokoladige Bittere sorgt für die Balance.
Schwarze Tinte
Brauerei Dietrachinger Privatbrauerei, gebraut
bei Mühlenbräu, Bad Tölz
Braumeister Martin Seidl
AlkohoL 6,2 % ABV
Bierstil Stout
Tiefschwarz und mit leicht cremefarbigem Schaum liegt dieses Stout im Glas. Eine schokoladige Röstmalznote und eine Idee von getrockneten Zwetschken und Marillen erreichen die Nase, der erste Antrunk bestätigt den Bitterschokoladencharakter. Der Schokogeschmack, der wohl auch vom verwendeten Roggenmalz unterstützt wird, füllt den Mund aus, dazu kommt eine leicht karamellige Süße bis in den Nachtrunk. Die Bittere ist sortentypisch, ergänzt den Kakaoeindruck.
Sonnenkönig Double IPA
Barrel Aged 2017
Brauerei Stiegl, Salzburg
Braumeister Christian Pöpperl & Markus Trinker
AlkohoL 10 % ABV
Bierstil Imperial IPA, holzfassgereift
Mit IPAs hat Stiegl schon länger experimentiert, mit Holzfassreifung auch. Nun also in Kombination. Herausgekommen ist ein bernsteinfarbenes Starkbier, mit wenig Schaum und wenig Prickeln – dafür mit einem fruchtigen Aroma von reifen Marillen, Ananas und Rumpflaumen und nur einer ganz leichten Holznote in der Nase. Der Antunk ist wuchtig-süß, die Fruchtigkeit ist sehr ausgeprägt, obwohl die Säure gerade nur angedeutet ist. Langsam meldet sich die Bittere – und diese ist nicht nur vom Hopfen, sondern auch vom adstringierenden Effekt der Holzfässer, in denen das Bier sechs Monate reifen durfte, geprägt. Insgesamt sehr balanciert und elegant, gerade auch wegen der lang anhaltenden Bittere.
Stifts-Troad
Brauerei Gösser Brauerei, Leoben-Göss
Braumeister Andreas Werner
AlkohoL 4,9 % ABV
Bierstil Golden Ale
Troad ist der mundartliche Ausdruck für Getreide – und der hier mitverbraute Emmer (fünf Prozent der Schüttung) ist tatsächlich ein außergewöhnliches Urgetreide. Das Bier aus der Gösser „Brauschatz-Serie“ ist hellbernsteinfarben, hat einen hefig-getreidigen Duft (ein bisschen wie aus der Kornkiste) und einen spritzigen Antrunk. Der Körper ist weich, aber nicht süß, es gibt leichte Fruchnoten (ein Hauch von Erdbeere und Kirsche).
Walküre
Brauerei Niebelungengold, Fürstenfeld
Brauer Markus Gruber
AlkohoL 8 % ABV
Bierstil Doppelbock
Es gibt Brauereien, die sind so klein, dass man sich fragt, ob der Betrieb wirklich mehr als ein Hobby ist. Die Nibelungengold-Brauerei, deren Betriebsstätte sich in einem Einfamilienhaus im steirischen Fürstenfeld befindet, legt diese Idee nahe. Dabei war sie ursprünglich dafür eingerichtet, das Ausgangsmaterial für den Brennereibetrieb zu produzieren. Aber weil Whisky seine Zeit braucht, gibt es das zugrunde liegende Bier auch zu kaufen. Und zwar in recht ungewöhnlichen Varianten. 2016 etwa braute das Ehepaar Gruber einen Spargelbock, 2017 versektete es ein Bockbier. Die „Walküre“ hat mit den gängigen Vorstellungen von Bockbieren wenig zu tun, auch wenn sie steuerlich als solches zu betrachten ist: Orange-bernsteinfarben und mit feinem, beim Zerplatzen der Perlen leicht säuselndem Schaum, ist sie weit von den konventionellen Vorstellungen entfernt – in der Nase meldet sich ein Aroma von Birnen, Datteln und Quitten, im Trunk findet sich eine frisch-säuerliche Fruchtnote, die von einer süßen Vollmundigkeit unterstützt wird und im Nachtrunk einer herben Bitternote Platz macht. All das wird von einem stets leichten Prickeln begleitet.
Zitronenbier
Brauerei Brauhaus Breznik, Bleiburg
BraumeisteR Gerhard Primozic-Breznik
AlkohoL 5,2 % ABV
Bierstil Hybrid
Radler sind ein wachsendes Segment am Biermarkt – aber eigentlich ist es nicht sehr spannend, fertigem Bier Limonade beizumischen. Daher wollte Stefan Breznik in seinem Bleiburger Brauhaus nicht noch einen weiteren Radler anbieten. Andererseits: Sein Cousin Michael Ceron betreibt den Zitrusgarten in Villach und wäre ein idealer Lieferant für Zitronen. Der Brauer Gerhard Primozic-Breznik, ebenfalls ein Familienmitglied, wusste eine Lösung und wagte ein Experiment: Er nahm das Fruchtfleisch von Zitronen der Sorte Siracusa und setzte es seinem Hellen gegen Ende der Nachgärung zu. Das wirkte wie ein „Aufkräusen“, also eine späte Würzegabe. Die Gärung kam nochmals in Gang, der Zitrusgeschmack wurde sehr harmonisch eingebaut. Das ausgereifte Zitronenbier hat eine goldgelbe Farbe und ein Aroma von Hefe und frischem Zitronensaft, das über die mangelnde Schaumhaltbarkeit hinwegtröstet. Der Antrunk ist erfrischend und leicht herb, fast pfeffrig. Im Geschmack findet sich kaum Säure, es dürfte aber doch genug davon da sein, um den herben Hopfengeschmack im Nachtrunk zu unterstreichen.