Digitalisierung Schwerpunkt der Drinktec

von Conrad Seidl 11/09/2025
Nachrichten
Digitalisierung Schwerpunkt der Drinktec

München - Die Digitalisierung hat längst auch die Brauwirtschaft erfasst, und auf der in München bevorstehenden Fachmesse Drinktec wird dieser Trend im Mittelpunkt vieler Präsentationen stehen. Brauereien weltweit befinden sich in einem tiefgreifenden Umbruch: Prozesse, die jahrzehntelang weitgehend manuell oder lediglich durch konventionelle Steuerungen unterstützt wurden, werden zunehmend durch digitale Systeme ergänzt oder ersetzt. Ziel ist es, mit Hilfe moderner Softwarelösungen nicht nur die Effizienz zu steigern, sondern auch Qualität, Rückverfolgbarkeit und Ressourceneinsatz dauerhaft zu verbessern. Die Messe in München gilt dabei als Gradmesser und Schaufenster der Branche, wenn es darum geht, neue Standards zu definieren.

Ein Beispiel für diese Entwicklungen ist das Digital Factory Portal, kurz DFP, das vom kroatischen Technologieunternehmen Montelektro entwickelt wurde. Nach seiner Erstvorstellung auf der BrauBeviale 2023 in Nürnberg hat sich das System in kurzer Zeit bei mehreren großen Brauereien etabliert. Eingesetzt wird es etwa bei Albert Maltings in Belgien, Mahou in Spanien und Bracongo in Kinshasa. Der Kern des Systems liegt in seiner Funktion als Manufacturing Execution System, das sämtliche Produktionsdaten vom Rohstoffeingang bis zur Abfüllung erfasst, speichert und auswertet. Durch diese lückenlose Digitalisierung werden nicht nur Einblicke in Echtzeit möglich, sondern auch eine erhebliche Vereinfachung bei Prozesskontrolle, Qualitätsüberwachung und Ressourcenplanung erreicht.

Die Einführung eines solchen Systems ist kein Standardprojekt. Abhängig von der Größe und Komplexität einer Brauerei kann die Entwicklungs- und Anpassungszeit zwischen sechs Monaten und zwei Jahren liegen. So benötigte die Implementierung in Kinshasa volle zwei Jahre, da dort erstmals eine Vielzahl spezifischer Anforderungen eingebunden werden musste. Das Resultat waren tiefe Einblicke in sämtliche Produktionsschritte und eine erhöhte Transparenz in allen Bereichen. In Spanien dauerte der Prozess ein Jahr, wobei neben bestehenden Funktionen zusätzliche Module zur Datensammlung, Materialverfolgung, Prozessanalyse und Integration mit Labor- oder Wartungssystemen geschaffen wurden. Auch Schnittstellen zu ERP-Programmen oder unterschiedlichen Prozessleitsystemen gehören heute zum Standardumfang des DFP. Für die Unternehmensführung eröffnen sich damit vollständig neue Steuerungsmöglichkeiten, die langfristig sowohl Kosten als auch Energieverbrauch reduzieren helfen.

Die Weiterentwicklung solcher Systeme steht zudem nicht still. Montelektro kündigt an, die Lösung künftig durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz noch leistungsfähiger zu machen. Denkbar sind dann vorausschauende Analysen, die Wartungszyklen optimieren, Produktionsstillstände verhindern oder den Ressourceneinsatz automatisch an schwankende Bedingungen anpassen. Angesichts der steigenden Anforderungen an Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit kommt diesen digitalen Werkzeugen in der Brauwirtschaft eine Schlüsselrolle zu.

Auf der Drinktec werden Besucher nicht nur Montelektro mit seinem Digital Factory Portal erleben, sondern auch international führende Anbieter wie Krones, die ihrerseits umfassende Lösungen rund um Abfülltechnik, Prozessautomation und komplette Produktionslinien vorstellen. Gerade Krones gilt in der Branche seit Jahren als Taktgeber, wenn es darum geht, Maschinenbau und digitale Steuerung nahtlos zu verzahnen. Daneben werden auch andere Unternehmen wie Siemens, GEA oder Pentair ihre Konzepte für eine voll vernetzte Brauerei der Zukunft präsentieren. Die Messe wird damit zum zentralen Ort, an dem gezeigt wird, wie durchgängige Digitalisierung vom Sudhaus über die Filtration bis hin zur Logistik aussehen kann.

Insgesamt zeigt sich, dass die Brauwirtschaft auf dem Weg ist, die Prinzipien von Industrie 4.0 konsequent umzusetzen. Während früher vor allem die handwerkliche Kunst des Braumeisters im Mittelpunkt stand, tritt heute die Fähigkeit hinzu, Datenmengen intelligent zu nutzen. Ob Energieeffizienz, verbesserte Produktqualität oder flexible Produktionsplanung – die Digitalisierung liefert Werkzeuge, die ein modernes Biergeschäft angesichts wachsender Märkte und zugleich härterer Konkurrenzbedingungen benötigt. Die Drinktec 2025 wird damit einmal mehr zu jener Plattform, auf der diskutiert und gezeigt wird, wie die Brauindustrie auch im digitalen Zeitalter ihre Tradition mit Innovation verbinden kann.

https://drinktec.com