Linz/Nürnberg - "Die heurigen Wetterbedingungen brachten bis Mitte Juli für den Hopfenbau ausreichend Niederschlag mit sich", zeigt sich der Obmann der Mühlviertler Hopfenbaugenossenschaft Stefan Hofer optimistisch. Hagelunwetter im Juli streiften rund 30 bis 40 ha Anbaufläche und wirken sich dadurch ertragsmindernd aus. Die Trockenheit und Hitze der letzten Wochen haben den Hopfenpflanzen sehr zugesetzt. "Wir hoffen noch auf Niederschlag und dass der Hopfen den äußeren Bedingungen standhält. Eine durchschnittliche Ernte wäre für dieses Jahr sehr wünschenswert!", schildert Hofer im Branchendienst AIZ die aktuelle Situation des Hopfenanbaus im Mühlviertel.
Wie auf andere Sparten in der Landwirtschaft wirkt sich die Klimakrise auch auf den Hopfenanbau in Oberösterreich aus. Den besonders heißen und niederschlagsfreien Tagen versuchen einige Betriebe durch den Einsatz von Bewässerungssystemen entgegenzuwirken. Diese Anlagen sind derzeit nur auf einem sehr geringen Teil der Flächen installiert. Der weitere Ausbau ist aktuell in Planung, ist jedoch mit hohen behördlichen Herausforderungen verbunden.
Auswirkungen des Klimawandels
Zudem befinden sich zwei neue klimaresistentere Hopfensorten im Versuchsanbau. Diese sollen mit Hitze- und Trockenstress besser umgehen können und zeigen bisher vielversprechende Ergebnisse. Langfristig betrachtet bieten Bewässerungssysteme und die Umstellung auf widerstandsfähigeren Sorten gute Lösungsansätze für die klimatischen Herausforderungen. Daher arbeitet das Land OÖ gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer OÖ und der Mühlviertler Hopfenbaugenossenschaft an praxistauglichen Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten.
Der Pflanzenschutz spielt im Hopfenbau eine zentrale Rolle und weist Parallelen zum Weinbau auf, da hier häufig die gleichen Schädlinge auftreten und ähnliche Schutzmittel eingesetzt werden. Allerdings sieht sich die Branche zunehmend mit Einschränkungen durch die EU konfrontiert. Da der Hopfenbau eine vergleichsweise kleine Nische darstellt, sind die Kosten für Zulassungsanträge oftmals hoch und wirtschaftlich kaum tragbar. Für die kommende Saison bleiben daher viele Fragen offen, insbesondere in Bezug auf die verfügbaren Pflanzenschutzmittel und die zukünftige Handhabbarkeit der Herausforderungen.
Höhere Erntemenge in Deutschland
Die offizielle Hopfenschätzung für Deutschland lässt eine deutlich höhere Ernte als im Vorjahr erwarten. Insgesamt wird für das deutsche Anbaugebiet eine Erntemenge von 48.964 t geschätzt.
Im Vergleich dazu lag die Erntemenge im Jahr 2023 in Deutschland bei 41.233 Tonnen. Weitere Details zu der offiziellen Ernteschätzung sind beim Verband Deutscher Hopfenpflanzer zu finden.
Witterung und Pflanzenstand Deutschland
Die Witterung war Ende Juli bis Anfang August sehr warm mit vereinzelten Gewitterniederschlägen. Der Hopfen konnte aus den vorhandenen Blüten die Dolden gut ausbilden. Vor allem die Aromasorten sind sehr gut entwickelt und werden überdurchschnittliche Erträge bringen. Auch die flächenmäßig größte Sorte Herkules kann als leicht überdurchschnittlich eingestuft werden. Die ersten Ergebnisse des Alphamonitorings zeigen durchschnittliche Alphawerte für die Ernte 2024. Der Entwicklungsstand liegt in allen Anbaugebieten einige Tage vor dem langjährigen Mittel. Die Hopfenbestände haben ein BBCH-Stadium von 81 bis 89, Beginn der Reife bis fortschreitende Reife.
Spinnmilben und Blattläuse sind kaum vorhanden. Auf gefährdeten, sandigen Standorten steigt jedoch der Druck durch die Rote Spinne. Ein weiteres Problem stellt der Erdfloh dar. Er frisst sich von den Blättern in die Dolden, bis diese welken. Gegen diesen Schädling gibt es in diesem Wachstumsstadium kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel. Auch Pilzkrankheiten stellen eine zunehmende Herausforderung dar. Der Echte Mehltau tritt in vielen Beständen auf, vor allem bei anfälligen Sorten wie Herkules. Auch der Befall mit Peronospora hat in den letzten Wochen zugenommen.
In Tettnang beginnen einige Betriebe bereits Ende der Woche mit der Ernte. In der Hallertau werden die meisten Betriebe Anfang bis Mitte der Kalenderwoche 36 mit der Ernte beginnen. Die Betriebe im Anbaugebiet Elbe-Saale werden Anfang bis Mitte September mit der Ernte beginnen.
Tschechien
In den tschechischen Anbaugebieten liegt der Entwicklungsstand bei den meisten Sorten einige Tage vor dem langjährigen Mittel. In diesen Tagen beginnt die Hopfenernte. Im August hochsommerliche Temperaturen mit ausreichenden Niederschlägen. Aufgrund der ausreichenden Niederschläge während der Vegetation kann die flächenmäßig größte Sorte Saazer als leicht überdurchschnittlich im Ertrag eingeschätzt werden. Die Ertragserwartung der Sorten Sladek, Premiant und Kazbek sind als durchschnittlich zu bewerten. Krankheiten und Schädlinge treten derzeit nicht auf.
Slowenien
Hohe Temperaturen mit bis zu über 34 Grad Anfang August mit nur vereinzelten Niederschlägen. Die Hopfenbestände sind sehr unterschiedlich und insgesamt als leicht unterdurchschnittlich im Vergleich zum langjährigen Mittel einzustufen. Die ersten Alphawerte sind durchschnittlich. Einige Betriebe beginnen diese Woche mit der Ernte der frühesten Sorte Savinjski Golding.
Polen
In Polen herrschen gemäßigte Temperaturen mit ausreichenden Niederschlägen. Die Hopfenbestände weisen große Unterschiede und Ungleichheiten auf. Auch innerhalb der Bestände sind die Hopfen oft ungleichmäßig. Derzeit wird eine leicht unterdurchschnittliche Ernte erwartet. Die Ernte wird in den ersten Betrieben voraussichtlich in der Kalenderwoche 37 beginnen, daher liegen zu diesem frühen Zeitpunkt noch keine Alphawerte vor.
USA
Der Entwicklungsstand liegt im langjährigen Durchschnitt. Zudem steht ausreichend Wasser zur Bewässerung zur Verfügung. Die Bestände zeigen sich leicht unterdurchschnittlich bis durchschnittlich. Krankheiten stellen kein Problem dar, allerdings hat sich eine Population mit Roter Spinne aufgebaut.