Wildegg - Im November wird im Schweizer Kanton Aargau die erste kommerzielle Großmälzerei seit 100 Jahren in Betrieb gehen. Das berichtet die Neue Zürcher Zeitung mit dem Hinweis, dass damit erstmals "wirklich Schweizer Bier" möglich würde: Aufgrund des neutralen Status des Landes wurden in der Schweiz jahrzehntelang sowohl der Hopfen- als auch der Braugerstenanbau (und damit die Vermälzung von Beraugerste) hintangestellt: Zur Sicherung der Unabhängigkeit erschien der Anbau von Nahrungsmitteln wichtiger.
Dabei haben die Schweizer Brauereien einen Bedarf von mehr als 70.000 Tonnen Braumalz pro Jahr - und in diese Nische will Christoph Nyfeler mit seiner "Schweizer Mälzerei AG" vorstoßen. Nyfeler, der im Vorjahr als geschäftsführender Teilhaber des Whiskeyproduzenten Langatun Distillery und des Getränkehersteller Vinazion ausgestiegen ist, arbeitet für das Projekt mit der IG Mittelland Malz zusammen: "Ich bin kein Agronom, ich bin ein Verkäufer", zitiert ihn die Aargauer Zeitung. Er werde weder selbst anbauen noch die Qualitätskontrolle durchführen. "Die IG Mittelland Malz ist ein Verein aus Schweizer Landwirten, Bierbrauern und Personen, die sich für den Anbau von Braugerste und deren Verarbeitung zu Malz einsetzen", erklärte Präsident Dominik Füglistaller. Der Verein hat bereits im Vorjahr den kommerziellen Anbau von Schweizer Braugerste zunächst auf rund 200 Hektar in Schwung gebracht und ist nun bemüht, die Qualität der Braugerste sicherzustellen und sich für deren Verarbeitung in der Schweiz einzusetzen.
Mit Schweizer Malz verteuert sich eine Flasche Bier in der Produktion um 6 bis 7 Rappen. Für ein Standardbier ist dieser Preisaufschlag unter Umständen nicht rechtfertigbar. Allerdings machen Spezialitätenbiere knapp 15 Prozent des Schweizer Biermarktes aus, und dort steht der Rappen-Preis nicht mehr im Vordergrund.
Die Trommelmälzereianlage wurde vom Bamberger Brauanlagenhersteller Kaspar Schulz geliefert. Dieses Unternehmen, das sich auf die Ausrüstung von Klein- und Mittelstandsbrauereien spezialisiert, hat bereits 1880 seine erste Mälzereianlage ausgeliefert. Das Schulz Mälzungssystem setzt sich aus einer externen Trichterweiche und drei Keim-Darr-Trommeln zusammen. Die Bandbreite an Variationsmöglichkeiten ist mit der Trommeltechnik besonders groß.
https://www.kaspar-schulz.de/de/produkte/malzproduktion/maelzereianlage…
