Wien - In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres mussten in Wien 162 Gastronomiebetriebe Insolvenz anmelden, was den wirtschaftlichen Druck in der Branche deutlich macht: Im Herbst 2025 bleibt die Lage der Wiener Gastronomie angespannt, geprägt von hohen Kosten, einem anhaltenden Fachkräftemangel und veränderten Konsumgewohnheiten der Gäste.
Neben betrieblichen Fehlentscheidungen werden insbesondere steigende Energie-, Lohn- und Warenkosten als Ursachen genannt, die viele Unternehmen an die Belastungsgrenze bringen. Gleichzeitig führen strengere Finanzierungsbedingungen und nachlassende Investitionsbereitschaft dazu, dass angeschlagene Betriebe weniger Spielraum für notwendige Modernisierungen haben.
Thomas Peschta, Obmann der Wiener Gastronomie, bestätigt, dass sich die Branche in einer schwierigen Übergangsphase befindet, betont aber auch eine grundsätzlich gute Buchungslage etwa für die Adventszeit. Er verweist darauf, dass viele Betriebe trotz voller Reservierungsbücher mit Problemen wie kurzfristigen Stornierungen und „No-shows“ konfrontiert sind, wodurch kalkulierte Umsätze nicht realisiert werden können. Peschta empfiehlt klar definierte Stornobedingungen, um den finanziellen Schaden zu begrenzen, da derzeit nur ein Teil der Betriebe entsprechende Regelungen eingeführt hat.
Gäste trinken zu wenig
Parallel dazu zeigt sich ein deutlicher Wandel im Gästeverhalten: Besucherinnen und Besucher bleiben im Durchschnitt kürzer im Lokal, bestellen weniger und achten stärker auf den Preis. Branchenvertreter berichten von sinkenden Pro-Kopf-Umsätzen, da Gäste häufiger auf Vorspeisen, Desserts oder zusätzliche Getränke verzichten und statt längerer Abende eher kurze Besuche bevorzugen. Viele Betriebe reagieren darauf mit angepassten Speisekarten, günstigeren Mittagsangeboten sowie saisonalen Aktionen, um die geringere Verweildauer zumindest teilweise durch höhere Frequenz zu kompensieren.
Trotz punktueller Entlastung durch Tourismus und eine gute Auslastung in Spitzenzeiten bleibt die Wiener Gastronomie damit in einem Spannungsfeld aus Kostendruck, veränderten Konsumgewohnheiten und zunehmenden Insolvenzen. Wie viele Betriebe langfristig bestehen können, hängt nach Einschätzung der Interessenvertretungen maßgeblich davon ab, ob weitere strukturelle Anpassungen gelingen und ob sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den kommenden Monaten stabilisieren.
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