Wieder Wirbel um Logo mit Tradition

von Conrad Seidl 22/06/2020
Nachrichten
Wieder Wirbel um Logo mit Tradition

Dornbirn - Die in Folge der amerikanischen Black Lives Matter-Kampagne nach Österreich übergeschwappte Rassismus-Diskussion hat sich wieder einmal auf die Vorarlberger Mohren-Brauerei fokussiert. Diese Brauerei führt seit Jahrhunderten den Kopf eines schwarzen Mannes im Logo, zuletzt wurde dieses Logo vor etwa 40 Jahren verändert. Es geht auf ein - nicht mehr bestehendes - Gasthaus "Zum Mohren" zurück, das der Nukleus der heutigen Großbrauerei war. Der Mohr galt stets als eine positiv besetzte Figur, er war gerade wegen der dunklen Hautfarbe der prominenteste der Heiligen Drei Könige.

Sowohl die Brauerei als auch mögliche Kooperationspartner werden wegen des Mohrenkopf-Logos von vielen Seiten massiv angefeindet, berichtete Thomas Pachole schon vor einigen Tagen gegenüber VOL.AT.

Um die eskalierte Lage rund um die Vorarlberger Traditionsbrauerei wieder zu entspannen, trafen sich am Freitag der vergangenen Woche die Mohren-Geschäftsführung und Grafiker Vincent Hehle, um über die Zukunft der Marke zu beraten. Hehle hatte vorgeschlagen, den Mohrenkopf durch einen schwarzen Birnbaum zu ersetzen. Hehle schrieb dazu auf Instagram: "Der Denkanstoß, das Logo der Mohrenbräu Brauerei kritisch zu hinterfragen hat eine Lawine von Zuspruch und Kritik ausgelöst. Ich möchte an dieser Stelle nochmal einige Dinge ins rechte Licht rücken. Die Mohrenbräu Brauerei ist kein rassistisches Unternehmen. Ihr soziales Engagement unterstreicht dies. Jedoch bin ich der Meinung dass eine deutlichere Positionierung zu diesem aktuellen und sehr wichtigen Thema gut und konstruktiv wäre. Den Vorschlag das Logo zu ändern, empfinde ich als das deutlichste Statement und wurde deshalb als Veränderungsvorschlag von mir gewählt."

"Uns ist klar, dass das Logo polarisiert", positionierte sich Geschäftsführer Thomas Pachole, "wir wehren uns aber vehement gegen Rassismus-Vorwürfe." Der Mohrenbrauerei-Geschäftsführer weiß, dass auch der Name "Mohrenbräu" als problematisch angesehen wird. Sollte das Logo tatsächlich geändert werden, könnte damit das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Pachole hegt die Vermutung, dass selbst eine eventuelle Abänderung des Logos den Unternehmenskritikern nicht reichen dürfte.

Zur Erhaltung des Mohrenbräu-Logos gibt es inzwischen sogar eine Petition im Internet: https://www.petitionen.com/rettet_das_mohrenbrau_logo 

Am 24. Juni 2020 hat sich die Brauerei mit einem Offenen Brief an die Öffentlichkeit gewendet:
 

"Liebe Freundinnen und Freunde, Kundinnen und Kunden,
liebe Kritikerinnen und Kritiker unseres Markenauftritts,

in den vergangenen Tagen ist die Debatte um unseren Markenauftritt mit großer Heftigkeit neu ausgebrochen. Die Art der Diskussion hat uns und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr betroffen gemacht.

Sowohl von manchen Kritikern unseres Logos als auch von einigen Befürwortern sind Äußerungen getätigt worden, die unseren Werten zutiefst widersprechen. Weder lassen wir uns Rassismus unterstellen, noch lassen wir uns von Menschen mit ausländerfeindlicher Haltung vereinnahmen.

Wir stehen für Toleranz. Wir brauen unser Bier für Menschen aller Kulturen, die in Vorarlberg leben. Wenn sich Menschen auf ein Bier zusammensetzen, entsteht Verständnis füreinander und Respekt. Das gesellige Miteinander verbindet. Das war in der Diskussion der vergangenen Tage nicht der Fall.

Wir haben uns deshalb entschieden, die Situation neu zu bewerten. Gemeinsam mit unabhängigen Expertinnen und Experten aus ganz verschiedenen Bereichen werden wir in den nächsten Monaten in Ruhe prüfen, ob und wie wir unseren Markenauftritt im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterentwickeln. Das Ergebnis dieses Prozesses ist offen.

Als älteste Brauerei Vorarlbergs sind wir stolz auf unsere fast 200-jährige Geschichte. Tradition und Innovation sind die Basis unserer Unternehmenskultur. Aus diesem Bewusstsein heraus gestalten wir diesen Prozess, der uns in eine gute Zukunft führen wird. Wir handeln aus Verantwortung für das Unternehmen, unsere 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien, für unsere Lieferanten und Kunden.

Wenn sich die Menschen bei einem Mohren zusammensetzen, sollen Geselligkeit, Freude und Verständnis füreinander entstehen. Dann haben wir als Bierbrauer unser Ziel erreicht.

Wir sind Mohren. Wir bleiben uns und unseren Werten treu, versprochen!

Familie Huber und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Mohrenbrauerei"