Wien könnte "nordländisch" werden

von Conrad Seidl 11/05/2020
Nachrichten
Wien könnte "nordländisch" werden

Wien - Urbanität, wie man sie in Wien kennt, ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass man spontan unternehmen kann, was man will, legt die Wissenschaftlerin Cornelia Ehmayer-Rosinak, Spezialistin in Sachen Stadtpsychologie, in der Wiener Zeitung dar: "Ich finde einen Film, der mir gefällt, und gehe ins Kino. Danach gehe ich, wenn ich Lust habe, noch einmal ins Kino, oder, wenn mir danach ist, ins Konzert. Das ist typisch Stadt." 

Nun aber kann man weder spontan ins Kino, noch ins Konzert und auch nicht in Lokale gehen - auch spontane Barbesuche wird es auf absehbare Zeit nicht geben:  Die Stadt wirke leer und ausgestorben, wenn keine kulturellen Veranstaltungen stattfinden und keine Lokale geöffnet haben. Und wenn man nicht an einer Bar stehen darf, bleibt der Abstand zwischen den Menschen groß - gut gegen die Ausbreitung des Corona-Virus, schlecht für den menschlichen Kontakt und damit für die Psyche.

Der typische Vergleich von Nord- und Südländern in Europa könne das veranschaulichen, wird die Psychologin von der Zeitung zitiert: "Im Süden hat man es gerne näher, im Norden lieber distanzierter. Vielleicht werden die Wiener da ein bisschen nordländischer." Allerdings steht zu hoffen, dass man sich wieder näher kommen wird, wenn sich die gesundheitliche Bedrohung verringert. Südländisch ist eben gemütlicher als nordländisch.