Alefried und der Belgier kooperieren für ein Kriek

von Conrad Seidl 26/08/2022
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Alefried und der Belgier kooperieren für ein Kriek

Graz - Raf Toté, der sich in der österreichischen Bierszene mit der (zu seiner Herkunft perfekt passenden) Marke "Der Belgier" etabliert hat, und Alfried Borkenstein (vulgo "Alefried") haben sich zusammengetan, um in Österreich jenen Bierstil zu brauen, der als Mutter aller Fruchtbiere gilt: Insgesamt wurden nach einem Jahr Produktionszeit insgesamt 500 Liter Kriek hergestellt, was es zu einer absoluten Rarität macht. Den typisch herben Biergeschmack kann man hierbei allerdings nicht erwarten, denn Sauerbiere sind geschmacklich wohl eher vergleichbar mit einem hochwertigen Rotwein: Tiefe im Geschmack, komplexen Charakter, angenehme Säure und stark fruchtbetont entführt die „Wilde Weichsel“ in eine spannende Aromenwelt und schlägt dabei geschmacklich den Bogen vom Marchfeld über die Steiermark bis nach Belgien. Ein Bier, das die Geschichte von Tradition, Hingabe, alter und neuer Heimat erzählt und einen definitiv mit Lust auf mehr zurücklässt. 

Entstanden ist das Projekt einer "Wilden Weichsel" auf Initiative eines weiteren Belgiers: Peter Comhaire, Gründer von Ögreissler, sehnte sich nach dem Geschmack seiner Heimat. Als gebürtiger Belgier und leidenschaftlicher Biergourmet vermisste er das originale Kriek, wie es in Brüssel und Umgebung etwa bei Cantillon hergestellt wird. Deshalb lag es nahe, dass er sich mit Der Belgier Brewing kurzschließt - deren Gründer Raf Toté stellte einen Kontakt zu 
Alfried Borkenstein in Graz her. "Alefried“ hat sich mit seinem Fermentationsprojekt den spontan oder mit wilder Hefe vergorenen Bieren verschrieben.

Vom Baum zum Bier 

Im Sommer 2021 sammelte der Ögreissler über 300 Kilo Weichseln bei seinen Kunden und Produzenten ein, die er zum Teil selbst per Hand pflückte. In der Steiermark wurden diese dann nach gründlicher Auslese im Tank in einem zwei Jahre gereiften Blend aus insgesamt vier Bieren mazeriert. Durch enzymatische Prozesse lösen sich die Früchte auf, die Schalen treiben nach oben und heraus kommt ein Extrakt, der nochmals verschnitten wird. Durch die anschließende Flaschengärung erhält das Bier darüber hinaus seine feinporige Kohlensäure. Um solch ein Bier zu produzieren, ist es wichtig, dass sowohl Hefen als auch säurebildende Bakterien vorhanden sind und miteinander in Symbiose arbeiten. 
Das Zusammenspiel von Milchsäurekulturen und Wildhefen führt auch dazu, dass es sich diese Biere auch nach Abfüllung noch weiterentwickeln. „In unserem Fermentorium kommen weder Strom noch mechanische Hilfsmittel zum Einsatz. Jeder Eingriff beeinflusst die empfindlichen Organismen, weshalb hauptsächlich mit der Schwerkraft und ohne Temperaturkontrolle gearbeitet wird.“, sagt der Wildbierexperte über seinen Herstellungsprozess. 

Peter Comhaire, gebürtiger Belgier und der Liebe wegen vor einigen Jahren nach Wien gezogen, hat sich schon länger der Nachhaltigkeit verschrieben und aus diesem Grund auch 2017 den Ögreissler gegründet – ein Onlineshop, der durch eine CO2 freie Lieferkette und ohne Abfall Produkte von regionalen Produzenten direkt an Konsumenten liefert. „Das Klimaproblem ist das größte Problem der Generation. Wir müssen es bequemer machen, das Richtige zu tun!“ 

Präsentiert wird das rare Bier erstmals am 11. September beim Höfefest in Groß-Enzersdorf.

www.oegreissler.at