Biergastronom Zuser kam gut durch die Krise

von Conrad Seidl 22/06/2020
Nachrichten
Biergastronom Zuser kam gut durch die Krise

Ried im Innkreis - Viele Wirte hat man klagen gehört, wie schlimm es ihnen geht und wie übel ihnen die Regierung mitgespielt hätte. Der Innviertler Top-Gastronom Karl Zuser vom Biergasthof Riedberg hat dies kürzlich in einem Facebook-Posting relativiert und seine Geschichtge des Lockdown erzählt. 

Als selbstständiger Gastronom und Unternehmer wolle er mal Folgendes los werden:

"Ja, es war anfangs holprig und die Zustimmungen zu den (Bei-)Hilfen kamen teilweise zu spät (Beispiel: positive Zustimmung zum Kurzarbeitsantrag 38 Tage nach Einreichen) aber sie kamen und wurden positiv erledigt.

Hilfsfond 1: Mehrmals versucht zu beantragen. Alle komischen und irrelevanten Daten bei der Hand gehabt aber über den Punkt des jährlichen Bruttoeinkommens nicht "drüber" gekommen, da ich mehr als 1.850,-- brutto im Monat verdiene (für eine 60 Stunden Woche) habe ich daraus nichts bekommen - OK

Hilfsfond 2: Maximal 2.000,-- wurden versprochen, ich habe 1.799,irgendwas bekommen - Passt für mich

Welcome back oder so: unaufgefordert und ohne einen Finger zu krümmen EUR 500,-- bekommen

Kurzarbeitszuschuss für die Nichtleistungsstunden meiner Mitarbeiterinnen (genau, ordentlich, sauber und fair abgerechnet, so wie es unser Stil ist) kam immer nach spätestens zwei Wochen

Fixkostenzuschuss: Wurde noch nicht beantragt, wird aber noch folgen. Auch und hauptsächlich ob der verdorbenen Waren wegen ... (musste noch auf das Ausmaß des Umsatzrückganges warten!)

Mehrwertsteuersenkung: das sehe ich etwas kritisch, da es auch viel Mühe macht mit der Umstellung meiner Kassensysteme und beim Gast die Begehrlichkeit schürt, das die Preise fallen sollten - was dem eigentlichen Sinn dieser Übung total widersprechen würde - und das ganze ja von irgendjemanden bezahlt werden wird müssen?

Jetzt könnte man sagen, dass die 2.299,irgendwas kein angemessener Unternehmerlohn für 3 Monate Arbeitsleistung sind (ich habe auch während des Shutdowns beinahe täglich gearbeitet!), aber es hätte ja auch sein können, dass ich gar nichts bekommen hätte (Ich bin viel mit internationalen Biersommeliers in Kontakt und da gibt es Länder mit gar keinen Beihilfen ...).

Würden wir nicht in einige Dinge investiert haben, die eben aktuell aufgrund der Situation günstig zu erstehen waren (Heizöl, Bier, Dekomaterial, ...) und Dinge, die eben aufgrund von Vorschriften notwendig waren (Desinfektionsspender, MNS Masken, ...), hätten wir leicht genügend Liquidität gehabt, um unbeschadet aus der "Krise" zu kommen.

Somit haben wir aber "vorsichtshalber" einen kleinen Überbrückungskredit aufgenommen, welcher auch rasch und unbürokratisch (Danke an die ÖHT und an die Oberbank AG) abgewickelt wurde."

Zusers Resumee: Alles in Allem verstehe er die zahlreichen KollegInnen nicht, die immer jammern "und dann noch durch undurchdachte Rabattaktionen die Situation verschärfen". Wer seine unternehmerischen Hausaufgaben gemacht habe, werde mit dieser Krise leicht fertig werden.

Der Top-Wirt - im Bierguide stets mit fünf Krügeln ausgezeichnet - bedankt sich auch höflich: Zunächst bei den zahlreichen Stammgästen, "die nun teilweise schneller, teilweise eher langsam, wieder unser Wirtshaus bzw. Hotel frequentieren und uns damit bestätigen, dass wir auf dem richtigen Wege sind. Danke auch an meine Mitarbeiterinnen und an meine Familie, die für diese angespannte Situation Verständnis zeigen und täglich bereit sind, die Veränderungen mitzutragen und uns mit ihrem Einsatz erfolgreich sein lassen."

Ausdrücklich sagt Zuser auch Danke "an alle Ämter, Behörden und Politiker, dass wir - obwohl noch nicht überstanden - halbwegs heil durch diese Krise gekommen sind".

Und er schließt mit dem Gruß, für den er berühmt ist: "Darauf ein Bier!"

https://bier-guide.net/lokal/biergasthof-riedberg