Nürnberg - Die Brauindustrie hat 2023 unter der allgemein schwierigen Wirtschaftslage gelitten: Weltweit ging die Bierproduktion um 0,9 Prozent auf 1,88 Milliarden Hektoliter zurück. Das geht aus dem BarthHaas-Bericht 2023/2024 hervor, den der weltweit führende Hopfenspezialist im Rahmen einer Online-Pressekonferenz im Juli vorstellte. Für das laufende Jahr sind die Prognosen ebenfalls verhalten. „Die Brauindustrie spürt weiterhin die Folgen des Ukraine-Kriegs; Unternehmen der gesamten Lieferkette haben nach wie vor unter hohen Kosten zu leiden“, sagt Thomas Raiser, Geschäftsführer von BarthHaas. „Die Konsumenten ächzen in vielen Ländern unter der Last hoher Inflation. Für das laufende Jahr rechnen wir daher lediglich mit einem stabilen Bierausstoß, ein klarer Trend für die Zukunft lässt sich aber nicht erkennen.“
Damit erfüllten sich die Hoffnungen auf eine anhaltende Erholung der Branche nicht. „Nachdem wir 2022 trotz widriger Bedingungen einen leichten Zuwachs verzeichnen konnten, rechneten wir für 2023 ebenfalls mit einem kleinen Plus“, kommentiert Peter Hintermeier, Geschäftsführer von BarthHaas, die Entwicklung. „Die Kosten für Energie, Rohstoffe, Verpackungen, Logistik und Arbeitskräfte bewegten sich aber weiterhin auf hohem Niveau und belasteten in vielen Ländern die Geschäfte der Brauereien.“
Drei große Konzerne brauen die Hälfte des Bieres
Insgesamt sank das Ausstoßvolumen der 40 größten Brauereien 2023 weltweit um 2,2 Prozent auf rund 1,62 Milliarden Hektoliter. Besonders auffällig ist das hohe Gewicht der Konzerne, die die Liste anführen: Allein die Top 3 – AB InBev, Heineken und China Res. Snow Breweries – stehen zusammen für mehr als die Hälfte des Bierausstoßes der Top 40 Brauereien. In der Liste der 40 größten Brauereigruppen gab es im Jahr 2023 nicht viel Bewegung. Neu hinzugekommen ist auf Platz 37 die französische Gruppe Financière ACP, die den Ausstoß von Brasserie St. Omer und Goudale bündelt. Sie ersetzt die vietnamesische Gruppe Habeco, Hanoi, deren Ausstoß in einem schwierigen Umfeld stark rückläufig war.
Schwaches Jahr für deutsche Brauereien
Schlechter als der Weltmarkt insgesamt entwickelte sich die deutsche Brauwirtschaft: Hier ging der Bierausstoß 2023 im Vergleich mit dem Vorjahr um 3,3 Prozent auf 84,89 Millionen Hektoliter zurück. „Damit liegt Deutschland unverändert auf Platz 5 im internationalen Ranking“, sagt Heinrich Meier, Autor des BarthHaas-Berichts. „Die Plätze 1 bis 4 belegen – wie im Vorjahr – China, die USA, Brasilien und Mexiko. Zusammen stehen die Top 5 Erzeugerländer international für fast 50 Prozent der Bierproduktion“.
Laut BarthHaas ist der größte deutsche Braukonzern die Radeberger Gruppe. Mit einem Absatz 2023 von 10,80 Millionen Hektolitern belegt das Unternehmen Platz 22. Im Ranking der Deutschen Brauer folgt danach die Oettinger Gruppe auf Platz 25 mit einem Absatz von 7,50 Millionen Hektolitern. Die Paulaner Gruppe belegt Platz 28 (6,34 Millionen Hektoliter), die TCB Beteiligungsgesellschaft (u.a. mit dem Frankfurter Brauhaus, der Feldschlößchen/ Dresden und der Gilde Brauerei/Hannover) steht mit 5,80 Millionen Hektolitern auf Platz 30. Gleich dahinter folgen die Krombacher Gruppe (Platz 31, 5,74 Millionen Hektoliter) und die Bitburger Braugruppe (Platz 32, 5,69 Millionen Hektoliter).
Leicht rückläufig war der europäische Markt: Insgesamt wurden dort 511,1 Millionen Hektoliter Bier hergestellt – 1,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Minus ist vor allem auf die gesunkene Produktion in Großbritannien (-8,9 %) und Polen (-5,3 %) zurückzuführen. Besser als die Staaten der Europäischen Union, die im Schnitt 2,5 Prozent am Bierausstoß verloren, beendeten die Länder des restlichen Europas das Jahr; hier blieb die Produktion mit -0,1 Prozent nahezu stabil.
Ein deutliches Minus mussten 2023 auch die USA hinnehmen; dort sank die Bierproduktion um 5,6 Prozent auf 193,0 Millionen Hektoliter. Damit sind die Vereinigten Staaten das einzige Erzeugerland auf dem amerikanischen Kontinent mit einem Rückgang. In den weiteren mit Abstand größten Bierlieferländern Amerikas – Brasilien und Mexiko – stieg die Bierproduktion jeweils um ein Prozent auf 148,9 Millionen Hektoliter bzw. 142,4 Millionen Hektoliter. Alle Länder Amerikas zusammen produzierten 625,1 Millionen Hektoliter Bier und lagen damit um 1,1 Prozent unter dem Vorjahr.
Asiatische Märkte im Durchschnitt im Minus
In ähnlichem Maße rückläufig war die Produktion in Asien mit -1,0 Prozent, wobei sich die verschiedenen Märkte teilweise deutlich gegenläufig entwickelten. Zu den Gewinnern zählten volumenstarke Lieferländer wie Indien (+15,0 % auf 29,3 Mio. hl) oder Kambodscha (+15,0 % auf 15,0 Mio. hl), sie konnten aber die Verluste in den noch größeren Märkten China (-0,4 % auf 359,08 Mio. hl), Japan (-1,2 % auf 45,3 Mio. hl) oder Vietnam (-20,5 % auf 31,0 Mio. hl) nicht vollständig ausgleichen. Insgesamt stand Asien 2023 für einen Bierausstoß von 574,3 Millionen Hektolitern. 62,5 Prozent davon kamen aus China.
Prozentual den zweitgrößten Zuwachs verbuchte 2023 Afrika; hier wuchs der Ausstoß um 3,1 Prozent auf insgesamt 154,5 Millionen Hektoliter. Überproportional steuerte Südafrika (+4,0 % auf 35,1 Mio. hl) zur afrikanischen Produktion bei. Starkes Wachstum zeigten auch Äthiopien (+9,5 % auf 12,7 Mio. hl) und Kamerun (+13,8 % auf 9,1 Mio. hl). Einzig Australien/Ozeanien legte mit +3,4 Prozent etwas stärker zu, bewegt allerdings mit nunmehr 18,5 Millionen Hektolitern mengenmäßig auf sehr niedrigem Niveau.
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