München - Im Vorfeld der Messe Drinktec treffen einander am 13. und 14. September 2025 die besten Biersommeliers der Welt in der Messe München, um bei der 8. Weltmeisterschaft der Biersommeliers den oder die Beste aus ihren Reihen zu küren. Aus allen Kontinenten reisen Bierbotschafter an, um ihre sensorischen Fähigkeiten, ihr Fachwissen und ihre Leidenschaft für das Kulturgut Bier unter Beweis zu stellen. Die Doemens Akademie in Gräfelfing bei München, international führend in der Ausbildung von Biersommeliers, richtet diesen Wettbewerb seit 2009 im zweijährigen Turnus aus.
Der Ursprung der WM reicht in den deutschsprachigen Raum zurück. Der allererste Weltmeister der Biersommeliers, Karl Schiffner aus Aigen in Oberösterreich, schrieb 2009 Geschichte, als er die damals noch junge Disziplin ins Rampenlicht rückte. Schiffner, bekannt für seine sensorische Präzision und sein fundiertes Wissen, legte den Grundstein dafür, dass diese Meisterschaft heute höchste Anerkennung in der internationalen Bierwelt genießt - auch Länder wie Brasilien, Italien oder die USA schicken hochkarätige Kandidaten ins Rennen.
Seit dem ersten Wettbewerb haben sich die Titelträger aus verschiedenen Ländern rekrutiert, wobei deutsche Sommeliers bislang besonders erfolgreich waren. Vier Weltmeistertitel gingen bereits an die Bundesrepublik. Aktuell trägt jedoch ein Schweizer die Krone: Giuliano Genoni aus dem Tessin holte sich 2022 den Titel und brachte damit die Schweiz erstmals ganz oben aufs Siegertreppchen.
Schweiz: Titelverteidigung mit Präzision und Teamgeist
In der Schweiz hat sich die Biersommelier-Bewegung seit Jahren dynamisch entwickelt. Über 800 ausgebildete Bier-Sommelièren und Biersommeliers sind inzwischen aktiv – in Brauereien, Gastronomie, im Fachhandel und in der Bierbildung. Für Nicola Buchner, Geschäftsführerin des Verbandes der Diplom-Biersommeliers, ist das nicht nur ein schöner Erfolg, sondern auch ein Beitrag zur Kulturerhaltung: „Sommeliers schaffen Wertschätzung für Biervielfalt, machen handwerklich gebraute Spezialitäten erlebbar und vermitteln sensorische Besonderheiten mit Enthusiasmus und Wissen.“
Die Schweizer Nationalmannschaft besteht 2025 aus vier Frauen und drei Männern, angeführt vom amtierenden Schweizermeister Lukas Porro aus Zürich. Seit September 2024 trainiert das Team intensiv für die WM – und zwar fernab einer „gemütlichen Bierrunde“. Porro beschreibt die Einheiten als fordernd, mit kniffligen Aufgaben und unter hohem Zeitdruck. Neben der reinen Verkostungstechnik gehören auch Food Pairing, Bühnenpräsenz und internationale Bierstilkunde zum Trainingsplan. Ziel: die Titelverteidigung.
Deutschland: Erfahrung als Trumpf
Auch in Deutschland läuft die Vorbereitung auf Hochtouren – und die Erwartungen sind hoch. Schließlich gilt das Land als die erfolgreichste Nation der WM-Geschichte. Die Deutsche Nationalmannschaft für 2025 zählt 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer (zwei Frauen, 14 Männer), die sich gemeinsam auf höchstem Niveau fortbilden. Im Juli fand in Berlin ein mehrtägiges Trainingslager statt, das als Härtetest für die Endrunde diente.
Organisiert wird die Teilnahme maßgeblich vom Deutschen Brauer-Bund, der 1.500 Brauereien repräsentiert, und vom Verband der Diplom-Biersommeliers, der weltweit 1.800 Mitglieder vereint. Das erklärte Ziel der deutschen Vertreter: den Pokal nach den Erfolgen von 2009, 2011, 2013 und 2015 zum fünften Mal ins Land zu holen.
Österreich: Stolz auf die Wurzeln
Für Österreich hat diese WM eine besondere Bedeutung, schließlich stand mit Karl Schiffner ein Oberösterreicher ganz am Anfang dieser Erfolgsgeschichte. Das österreichische Nationalteam für 2025 trainiert separat und hochfokussiert, um wieder auf das Treppchen zu kommen. Auch hier steht die Kombination aus Fachwissen um die zahlreichen Bierstile und Braumethoden, sensorischer Perfektion - etwa das Erkennen und Benennen von Bierfehlern - und Geschichten rund ums Bier im Mittelpunkt.
Die österreichischen Kandidaten bereiten sich in enger Zusammenarbeit mit Brauereien und Biersommelier-Schulen vor. Neben Blindverkostungen üben sie Präsentationen, die beim Publikum ebenso punkten sollen wie beim strengen internationalen Jurorenteam. Klarerweise wollen sich die einzelnen Nationalmannschaften bei ihren Trainings nicht zu tief in die Karten blicken lassen.
Mehr als Verkoster – Bier-Sommeliers als Kulturbotschafter
Ob in Zürich, Wien oder Berlin – eines verbindet alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer: das Selbstverständnis, Bier als flüssige Kultur zu begreifen und dieses Wissen weiterzugeben. Christoph Lienert, stellvertretender Direktor des Schweizer Brauerei-Verbands, bringt es auf den Punkt: „Hinter jedem Schluck Bier steht eine Welt aus Braustilen, Traditionen und sensorischen Entdeckungen.“
Das Berufsbild ist inzwischen vielfältig: Sommeliers beraten Brauereien bei Neuentwicklungen, gestalten Bierkarten in der Gastronomie, veranstalten Verkostungen und Workshops oder kombinieren Bier mit Speisen in hoher kulinarischer Kunst.
Die stetig wachsende Nachfrage nach dieser Expertise zeigt, dass Bier seinen Platz in der gehobenen Genusskultur längst gefunden hat. Für viele Konsumenten ist es nicht mehr das „simple Feierabendgetränk“, sondern ein Erlebnis mit Herkunft, Charakter und Tiefe – und genau diese Botschaft tragen Biersommeliers um die Welt.