Braumeister diskutieren Klimawandel

von Conrad Seidl 07/10/2021
Nachrichten
Braumeister diskutieren Klimawandel

Weitra - Nicht nur die Corona-Pandemie (beziehungsweise die daraus resultierenden Einschränkungen) setzt die Brauwirtschaft unter Druck. Der in der Landwirtschaft spürbare Klimawandel war eines der großen Themen auf der 70. Jahrestagung des Bundes österreichischer Braumeister und Brauereitechniker, der Ende September in Weitra (und im nahen Moorbad Harbach) stattgefunden hat. 

Präsident Andreas Urban betonte zwar, dass beim Gerstenanbau "die Versorgung mit braufähiger Ware sichergestellt" ist. Allerdings ist seit Jahren eine Umstellung der Anbaustrategien der Landwirte mitverantwortlich für den sich langsam ändernden Biergeschmack. Nach und nach wurde nämlich die bis vor 30 Jahren ausschließlich verwendete Sommergerste durch Wintergerste ersetzt. Im Jahr 2020 betrug die Sommergersten-Ernte nur 130.000 Tonnen - ein Minus von 16,3 Prozent. Wintergerste (die auch als Futtergerste in der Tiermast dient) nahm dagegen um 4,3 Prozent auf 620.000 Tonnen zu. 

Manfed Weinhappel von der Landwirtschaftskammer verdeutlichte die Entwicklungen: Die Durchschnittstemperatur und die jährliche Sonnenscheidauer nehmen seit 1960 insgesamt zu. Das führt zu verändertem Bedarf an Sorteneigenschaften (zB Trockenheitstoleranz, verändertes Abreifeverhalten, Wasseraneignungsvermögen etc.), bisher nicht gekanntem Schädlingsdruck und zu abnehmender Bodenbonität speziell in den klassischen Anbaugebieten der Ostregion. Weinhappel: "Es gibt eine hohe Erwartungshaltung dass in österreichischen Biermarken auch österreichische Braugerste drinnen ist . Die Deutungshoheit der Landwirtschaft – und auch der Branche - muss wieder erlangt werden, der Konsument weiß über die Getreideproduktion fast nichts."

Gerade durch die umfangreichen Maßnahmen im Umweltprogramm habe jedoch österreichisches Getreide vom Konsument akzeptierte Mehrwerte:

 Mehr Raum für Natur durch Biodiversitätsflächen

 Strukturierte Landschaft  durch den Erhalt von Landschaftselemente

 weniger Dünger, weniger Pflanzenschutz

 Mehr Vielfalt durch geregelte Fruchtfolgen

 Freiwillig weniger Ertrag - dafür mehr Qualität

 Struktur der österreichischen Agrarlandschaft als Chance nutzen