Deutsche tranken 2020 im Schnitt nur 86,9 Liter Bier

von Conrad Seidl 26/03/2021
Nachrichten
Deutsche tranken 2020 im Schnitt nur 86,9 Liter Bier

Wiesbaden - Im vergangenen Jahr wurde in Deutschland weniger Alkohol getrunken als in früheren Jahren, - geschlossene Restaurants und Bars, abgesagte Veranstaltungen und eingeschränkter Grenzverkehr: Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie dürften verantwortlich für den Rückgang sein. Das gab das Statistische Bundesamt in Wiesbaden (Destatis) bekannt. 

Den stärksten Einbruch zeigte der Bierverbrauch pro Kopf mit einem Minus von 5,4 Prozent auf 86,9 Liter – das war der stärkste Rückgang innerhalb der letzten zehn Jahre. Damit konsumierte jeder Einwohner und jede Einwohnerin Deutschlands 2020 im Durchschnitt knapp fünf Liter Bier weniger als im Jahr davor.

Insgesamt setzten die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager 2020 rund 8,7 Milliarden Liter alkoholhaltiges Bier und damit 508,2 Millionen Liter weniger als 2019 ab. Dieser Rückgang von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr fiel wesentlich stärker aus als der durchschnittliche Rückgang in den Jahren 2011 bis 2019, der bei etwa 0,7 Prozent lag. Ein Blick auf die unterjährigen Monatszahlen zum Bierabsatz illustriert den Einfluss der Gastronomie-Schließungen und abgesagten Großveranstaltungen. So ging der Bierabsatz in den Lockdown-Monaten besonders deutlich zurück: Der bislang stärkste Absatzrückgang gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat ist mit -27 Prozent im Januar 2021 zu verzeichnen.

Die Zahl der in Deutschland betriebenen Braustätten ging im Corona-Jahr 2020 ebenfalls zurück: um 24 Brauereien auf insgesamt 1 528. Damit endete ein seit 2012 anhaltender stetiger Zuwachs an insbesondere kleineren Braustätten. 

Zwar stieg auch 2020 die Zahl der Braustätten mit einer Gesamtjahreserzeugung bis zu 1000 Hektoliter um 38 auf nun 901 Braustätten an. Doch dürfte diese Zunahme weniger auf Neugründungen als vielmehr darauf zurückzuführen sein, dass größere Braustätten im Pandemie-Jahr 2020 weniger produzierten. Dies verdeutlicht der Blick auf die nächstgrößere Klasse an Braustätten mit einer Gesamtjahreserzeugung von bis zu 3000 Hektoliter, deren Anzahl um 48 Braustätten zurückging.

Bierausstoß sank um mehr als sechs Prozent

Dazu passt die Beobachtung, dass die durchschnittlich im Jahr erzeugte Menge pro Braustätte in der kleinsten Größenklasse mit mehr als -10,6 Prozent am stärksten zurückging. Insgesamt ging die Jahreserzeugung der in Deutschland ansässigen Braustätten um rund -6,1 Prozent zurück und damit deutlich stärker als im Durchschnitt der Jahre 2011 bis 2019, der bei einem Minus von -0,7 Prozent lag.

Deutliche Unterschiede zeigen sich beim Blick auf die regionale Verteilung. Den stärksten relativen Rückgang der Gesamtjahreserzeugung mit mehr als -20 Prozent gab es in Hessen. Auch in Rheinland-Pfalz und dem Saarland sowie in Schleswig-Holstein und Hamburg waren mit jeweils knapp -12 Prozent bzw. -15 Prozent zweistellige Einbrüche der Produktionszahlen zu verzeichnen. In Thüringen konnte die Gesamtjahreserzeugung dagegen sogar um knapp 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert und ein seit 2012 anhaltender Rückgang der Produktion gestoppt werden.

Aufwärtstrend beim alkoholfreien Bier gebrochen

Bei der deutschen Produktion von alkoholfreiem Bier ist – im Gegensatz zur Herstellung von Bier mit Alkohol – seit mehr als zehn Jahren ein ansteigender Trend zu verzeichnen. Dabei hat sich die zum Absatz bestimmte Produktionsmenge von 2009 bis 2019 verdoppelt. Dieser Aufwärtstrend wurde aufgrund der Corona-Krise ausgebremst: Im Jahr 2020 wurde in Deutschland mit 4,1 Millionen Hektolitern 1,8 Prozent weniger alkoholfreies Bier als im Vorjahr produziert.

Mehr zur deutschen Bierstatistik unter 
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressekonferenzen/2021/alkohol_tabak/statement_alkohol_tabak.pdf?__blob=publicationFile