Fassabfüllung kann innerhalb 24 Stunden hochgefahren werden

von Conrad Seidl 11/03/2021
Nachrichten
Fassabfüllung kann innerhalb 24 Stunden hochgefahren werden

Wien - Nichts würde die Brauereimitarbeiter mehr freuen, als wenn die Fassabfüllungen wieder laufen würden. Derzeit sind rund 3000 Mitarbeiter österreichischer Brauereien in Kurzarbeit - binnen 24 Stunden wären viele wieder zurück, wenn es denn möglich wäre, wieder Fassbier an die Gastronomie zu liefern. Das sagte der Obmann des Verbands der Brauereien Österreichs, Siegfried Menz, bei der traditionellen Jahresbilanz des Verbands. 

Doch noch gibt es in Österreich keinen "Fahrplan" für das Hochfahren der Gastronomie - und damit auch keinen für das Hochfahren der Fassabfüllung. Im Gegenteil: Momentan kommt unverkäufliches Bier aus den im September belieferten, wegen des Lockdowns aber den gesamten Winter über geschlossenen Berghütten zurück. Wegschütten will man es nicht, sagt Menz - verkaufen aber auch nicht, weil zumindest bei Fassbier die Mindesthaltbarkeit überschritten ist. Eine Lösung sei, diese unverkäuflichen Biere an  Mitarbeiter günstig oder gratis abzugeben.

Die Corona-Krise habe die Branche "um gute 20 Jahre zurückgeworfen. Seit 2000 bzw. der Jahrtausendwende war der Inlandsausstoß nicht mehr so niedrig wie im vergangenen Jahr“, sagte Menz. Während der Inlandsabsatz um 4,0 Prozent (rund minus 342.000 Hektoliter) auf etwa 8,3 Millionen Hektoliter zurückging und die Exporte um 5,7 Prozent ( -79.000 hl) nachließen, ist vor allem die Entwicklung in der Gastronomie erschreckend negativ: 2020 wurden österreichweit 840.000 Hektoliter Fass- und Tankbier weniger verkauft als im Jahr zuvor. Der Gastronomieanteil des österreichischen Bierabsatzes ist von 27 auf 17 Prozent zurückgegangen - obwohl der Sommer zwischen dem am 15. Mai beendeten und am 3. November 2020 wieder eingeführten Gastro-Lockdown außergewöhnlich gute Geschäfte gebracht hat. 

Einzelne, vor allem kleine und mittelständische Brauereien, die stark im Gastronomie- und Veranstaltungssektor aktiv sind, berichten von bis zu 70 Prozent Einbußen.  

Die Corona-Krise hat den jahrelangen Forderungen der Brauwirtschaft neue Aktualität verliehen: „Während unsere Brauereien im Schnitt 24 Euro pro Hektoliter Bier an das Finanzministerium abführen müssen, sind etwa in Deutschland nur 10 Euro fällig. Diese offenkundige Diskriminierung, mit einer mehr als doppelt so hohen Besteuerung, muss ein für alle Mal beendet und die Biersteuer auf ein wettbewerbsfähiges Niveau, das heißt um 50 Prozent, gesenkt werden.“

Darüber hinaus fordert der Verband eine rasche und unkomplizierte Ausweitung der Biersteuermengenstaffel von derzeit 50.000 hl auf bis zu 200.000 hl Jahresausstoß. „Der ermäßigte Steuersatz würde vor allem den von der Krise besonders hart getroffenen klein- und mittelständischen Brauereien zugutekommen, den Fiskus aber nur rund 1,4 Millionen Euro bzw. etwa 0,7 Prozent des gesamten Biersteueraufkommens kosten. Das wäre nach der buchstäblich längsten Durststrecke unserer Zeit ein Rettungsanker für viele Betriebe und würde zahlreiche Arbeitsplätze sichern." 

https://bierland-oesterreich.at/news-medien/presseaussendungen/59-2021/…