Konsumzurückhaltung beim zweiten oder dritten Glas

von Conrad Seidl 24/02/2025
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Konsumzurückhaltung beim zweiten oder dritten Glas

Wien - Der österreichische Brauereiverband bilanziert das vergangene Jahr mit einem minimalen Inlandsverlust und durchaus präsentablen Zuwächsen im Export - was unter dem Strich ein Plus von 1,1 Prozent und einen Rekord ergibt: Seit 1991 ist nicht mehr so viel Bier in Österreich gebraut worden wie im Jahr 2024 - nämlich 10.094.988 Hektoliter (nur in jenem fernen Jahr nach der Ostöffnung waren es einmal 10.184.000 Hektoliter). Von der Gesamtmenge blieben 8.533.956 Hektoliter im Inland, davon waren 312.252 Hektoliter alkoholfrei.

Die Bierstatistik weist seit 2018 steigenden Absatz alkoholfreier Biere auf, derzeit liegt er bei 3,7 Prozent des Gesamtausstoßes - was laut Brauereiverbands-Geschäftsführer Florian Berger "weiter ausbaufähig" ist, weil dies noch unter dem europäischen Schnitt liegt. Immerhin knapp die Hälfte der alkoholfreien Produktion (300.970 Hektoliter) gehen in den Export - also knapp ein Viertel der 1.260.062 Hektoliter Gesamtexport.

Schlechte Stimmung drückt den Bierdurst

Während der Obmann des Brauereiverbands, der Zwettler Brauereichef Karl Schwarz, von einer resilienten Branche und einem "angesichts der Umstände durchaus respektablen Ergebnis" spricht, bleiben die Sorgen bestehen. Da sind produktionsseitig weiterhin hohe Energie- und Personalkosten - auf der Seite des Marktes ist es eine anhaltende Konsumzurückhaltung. Ein wesentlicher Grund für den geringen Bierdurst sehen die Branchenvertreter in einer anhaltend schlechten Stimmung im Land: "Wenn wir einen wirtschaftlichen Aufschwung spüren würden, könnten wir das auch am Bierabsatz sehen."

"Fassbier ist leider weiter rückläufig", sagt Berger. Nur 17,4 Prozent des österreichischen Bieres landen in Fass oder Tank (und damit in Gastronomiebetrieben). Auch hier lohnt der Vergleich mit dem Jahr 1991: Damals landeten 30,3 Prozent des heimischen Bieres im Fass und weitere drei Prozent im Tank - ein bisher nicht wieder erreichter Wert.

Und Schwarz beschreibt die Situation in der Gastronomie so: "Die Konsumzurückhaltung zeigt sich beim zweiten oder dritten Glas Bier in der Gastronomie." Auch die Fußball-Europameisterschaft, ein Event, das früher große Gruppen von Fans in die Gastronomie zum gemeinsamen Fernsehabend gelockt hätte, hat sich in der Brauereistatistik nicht niedergeschlagen - 2024 hätten viele Fans das Bier bei Aktionen im Mai im Handel gekauft und das gebunkerte Bier beim heimischen Fußballschauen aus dem Keller geholt.

bierland-oesterreich.at