So frisch war Fassbier noch nie

von Conrad Seidl 13/05/2020
Nachrichten
So frisch war Fassbier noch nie

Wien - Mit der Öffnung der österreichischen Gastronomiebetriebe kehrt ein Teil der Normalität zurück. Zwar werden Kellnerinnen und Kellner nicht so freundlich lächeln können, wie man das gewohnt ist - das passiert ja hinter einer Maske. Andererseits werden sie Fassbier in bester Qualität servieren können. Da alle Betriebe mehr oder weniger gleichzeitig in die Biersaison starten, haben alle gleichzeitig perfekt gepflegte Schankanlagen mit entsprechend gut zu zapfendem Bier.

Mit dem Lockdown der Gastronomie sind ja sämtliche Bierleitungen des Landes stillgelegt worden. Und zur Wiedereröffnung kommt nur frischestes Bier zum Ausschank, heißt es etwa bei Stiegl: Das Salzburger Bier werde generell frisch an den Wirt und die Wirtin geliefert. Das wird auch jetzt zur Wiedereröffnung so gehalten. Was die Leitungen betrifft, hat Stiegl gleich unmittelbar nach dem Shutdown begonnen, diese zu abzuschließen und zu reinigen.

Stiegl schließt frische Fässer an gepflegte Leitungen an

Das ist vermutlich auch hygienischte Art und Weise, wenn Leitungen längere Zeit unbenutzt bleiben (müssen). "Zur Inbetriebnahme der Stiegl-Schankanlagen hat Österreichs führende Privatbrauerei ein eigenes, leicht verständliches Schankservice-Video mit Tipps und Tricks zur Wiederinbetriebnahme für ihre Kunden produziert und natürlich stehen die Stiegler auch mit Rat und Tat - live - zur Verfügung", heißt es aus Salzburg.

In Linz hat die BrauUnion zusammengerechnet, was ihrerseits für die Fassbierpflege zur Wiedereröffnung der Gastronomie getan worden ist - und man ist auf beeindruckende Zahlen gekommen. Der Marktführer zählt österreichweit über 15.000 Gastronomiepartner und hat bei deren über 20.000 Schankanlagen in ganz Österreich die Schankanlagen gepfllegt.

Mehr als eine Million Euro von der BrauUnion

Konzernsprecherin Gabriela Maria Straka: "Damit Fassbier bald wieder in bester Qualität gezapft wird, führen wir die Reinigung und Wiederinbetriebnahme der Schankanlagen bei unseren Partnern gratis durch." Dieser Aufwand für Anfahrten und Arbeitszeit erfolgt unter Zeitdruck, die Durchführung obliegt dem Schankservice-Unternehmen Zapfhahn. Dessen Aufwand entspricht einem Wert von über einer Million Euro.

Umfangreiche Unterstützung gibt es auch von kleineren Brauereien - beispielsweise von der Privatbrauerei Zwettl. Deren Sprecher Rudolf Damberger erklärt: "In der aktuellen Phase, kurz vor dem Wiederhochfahren der Gastronomie, unterstützen wir unsere oftmals langjährigen, treuen Partner auf vielfältige Art und Weise und suchen im direkten (Telefon)Gespräch den persönlichen Kontakt. So ist unser Gastro-Vertrieb schon seit Tagen mit unseren Kunden in Verbindung – parallel dazu prüfen unsere Technik-Mitarbeiter laufend Schanksysteme und reinigen Leitungenen, damit mit dem Start der Gastronomie unser Bier wieder in gewohnter Qualität fließen kann. Für jede belegte Bierleitung erhält der Gastropartner ein kostenfreies Fass erstattet!"

Optimistische Waldviertler

Die Bierbrauer-Familie Schwarz, die das jahrhundertealte Unternehmen seit 130 Jahren führt, übt sich in Optimismus: "Als ein über 300 Jahre altes Unternehmen haben wir schon Kriege, Seuchen und auch mehrmals ein Hochwasserereignis verkraften müssen. So sind wir auch diesmal zuversichtlich, diese Krise zu überstehen. Die aktuellen Ereignisse zeigen uns gerade klar auf, wie wichtig es ist, dass Österreich eine funktionierende eigenständige Lebensmittelproduktion hat. Mehr denn je bekommen wir nun vor Augen geführt, wie wichtig in diesem Zusammenhang eben Regionalität ist. Wir sind daher davon überzeugt, dass es zu einem neuen „Lebensmittel-Patriotismus“ kommen wird und die Konsumenten ihre Einkaufsentscheidungen überdenken und lokale Produzenten klar bevorzugen werden. Diese schaffen Arbeitsplätze und sind auch in krisenhaften Situationen in der Lage, die Menschen zu versorgen. Wir forcieren seit vielen Jahren die regionale Wertschöpfung – sie ist Teil unseres Selbstverständnisses."

Ottakringer pflegte Schankanlagen

Die Ottakringer Brauerei betont, dass sie ganz genau auf die Qualität jener Biere achtet, die jetzt frisch an die Schank kommen - und dass diese Schankanlagen optimal vorbereitet sind. Braumeister und Technik-Vorstand Tobias Frank: "Bereits im März bei der Schließung der Gastronomiebetriebe haben wir eine geordnete Still-Legung der Schankanlagen unserer Kunden samt Reinigung gestartet. Da zu Beginn nicht immer alle Kunden erreichbar waren haben wir im Laufe des Stilltandes ständig Schankanlagen gereinigt und auf den Neustart vorbereitet. Mit dem Bekanntwerden des Termins zur Wiederöffnung erwarten wir dennoch noch einen Peak (es wollen ja viele auf einmal gereinigt werden und starten) an Kunden, die auf die dafür notwendigen Hygienemaßnahmen gewartet haben. Ziel von uns ist es, dass jeder Betrieb mit einer optimal vorbereiteten Schankanlage in den Neustart gehen kann."

Alte, bereits im März angezapfte Fässer sollten nirgendwo wieder zum Ausschank gelangen - und jene Biere, die jetzt frisch angezapft werden, werden entsprechend getestet. Ausgeschenkt darf nur werden, was original verschlossen geblieben und durchgehend gekühlt worden ist. Frank: "Dazu wurden auch umfangreiche Qualitätschecks  (Sensorik, Mikrobiologie) durchgeführt."