Weniger Bier in der Gastronomie, aber Brauer sind optimistisch

von Conrad Seidl 01/03/2022
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Weniger Bier in der Gastronomie, aber Brauer sind optimistisch

Wien - Im Vergleich zum Jahr 2019 ist der Fassbierabsatz in der österreichischen Gastronomie um die Hälfte - auf eine Million Hektoliter - eingebrochen. Dennoch gab der Obmann des Verbands der Brauereien, Sigi Menz, am 1. März an, "der Saison 2022 mit sehr vorsichtigem Optimismus entgegen" zu sehen.

Insgesamt gab es - dank funktionierender Absatzkanäle im Handel - ein leichtes Plus beim Bier-Inlandsabsatz (inkl. AF-Bier). Dieser stieg im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent auf 8,342 Millionen Hektoliter, auch die Exporte entwickelten sich positiv und erreichten eine Höhe von rund 1,51 Millionen Hektoliter. Der Gesamtausstoß betrug fast 9,9 Millionen Hektoliter, also rund 495 Millionen Krügel Bier – ein Zuwachs von 3 Prozent. Die Situation in der Gastronomie bleibe jedoch unverändert schwierig – 2021 wurden knapp 145.000 hl Fassbier weniger verkauft als im pandemiebedingt schwachen Jahr 2020, das entspricht einem Minus von 15 Prozent, rechnet Menz vor. Betroffen seien vor allem die kleineren Brauereien, für die Gastronomie und Veranstaltungen einen Hauptabsatzweg repräsentieren.

Die aktuelle Aggression Russlands betreffe die österreichische Brauwirtschaft derzeit nicht direkt, argumentiert Menz: Weder gebe es bedeutende Bierexporte nach Russland noch bedeutende Gersten- und Malzimporte aus der Ukraine. Indirekt könne es aber durchaus Auswirkungen geben, wenn Touristen ausbleiben. 

Mehr Craftbier, aber noch viel mehr Märzen

Die von Verbands-Geschäftsführer Florian Berger präsentierte Statistik zeigt, dass die Zahl der gewerblichen Brauereien auf 324 zugenommen hat - 14 mehr als 2020. Das deutet auf eine Zunahme von Craftbier hin, in der Statistik aber wird eher die Zunahme der Kategorie Lager/Märzenbier schlagend: Rund 5,8 Millionen Hektoliter bedeuten eine Zunahme von 4 Prozent (+198.034 hl) bzw. mit rund 70 Prozent Marktanteil den unangefochtenen Spitzenplatz unter den Biersorten. Differenzierter sieht die Situation bei den anderen Biersorten aus. „Sonstiges Vollbier“ verzeichnete ein Wachstum von 1 Prozent (+ 8.505 hl).

Erneut rückläufig, wenn auch gesamt gesehen in schwächerem Ausmaß als im Vorjahr, waren 2021 im Inland unter anderem „Spezial“ (-18.844 hl bzw. -6 Prozent), „Pils“ (-9.984 hl bzw. -5 Prozent), „Radler mit Alkohol“ (-71.933 hl bzw. -20 Prozent) und „Weizen“ (-11.061 hl bzw. -13 Prozent).

Höhreres Pfand in Diskussion

Bei der Wahl der Gebinde konnte die 0,5 l-Glasflasche ihre Spitzenposition halten. Sie rangierte auch 2021 mit einem Marktanteil von 52 Prozent (rund 4,4 Millionen hl) auf Platz 1. Im Vergleich dazu bilanzierte die 0,33 l-Flasche unverändert mit rund. 10 Prozent Marktanteil (rund 834.000 hl). Gesamt betrug der Mehrweg-Anteil bei Bier im letzten Jahr 61 Prozent des Ausstoßes, im Inland sind es sogar  64 Prozent. Berger kündigte in diesem Zusammenhang an, dass das längst nicht mehr kostendeckende Flaschenpfand (derzeit 9 Cent) steigen wird - wohl in die Höhe des vorgesehenen Einwegpfands, das Dosen und Einweg-Glas ab 2025 treffen wird und mit 20 bis 30 Cent in Diskussion steht.

Forderung nach finanzieller Fairness

Was jetzt benötigt werde, seien „finanzielle Fairness sowie politische Stabilität“. In diesem Zusammenhang erneuerte der Obmann seine Forderung nach einer Halbierung der Biersteuer auf den Satz der österreichischen Nachbarländer sowie nach einer Ausweitung der Biersteuermengenstaffel. Der ermäßigte Steuersatz würde vor allem den von der Krise besonders hart getroffenen klein- und mittelständischen Brauereien zugutekommen. Die Steuern auf Bier bringen dem österreichischen Staatshaushalt jährlich rund. 700 Millionen Euro ein. 

Zudem bräuchten Gastronomie und Brauereien einheitliche, langfristig stabile Regelungen für ganz Österreich. „Die Sinnhaftigkeit der Tatsache, dass ab Anfang März das stärkste Bundesland Wien strengere Zutrittsregeln weiterführt, während alle anderen Bundesländer aufsperren, erschließt sich uns nicht. Gastronomie und Brauwirtschaft haben alle gesundheitlichen Sicherheitsmaßnahmen zu 100 Prozent mitgetragen. Das werden wir weiterhin tun, aber wir benötigen auch Planungs- und Investitionssicherheit. Die Konsumentinnen und Konsumenten wiederum brauchen Sicherheit, dass sie ein kühles Bier in der Gaststätte ihres Vertrauens oder bei einer Veranstaltung konsumieren können“, meint Menz.

https://bierland-oesterreich.at/news-medien/presseaussendungen/60-2022/…