Wie riskant ist Musik im Wirtshaus?

von Conrad Seidl 09/05/2020
Nachrichten
Wie riskant ist Musik im Wirtshaus?

Wien/Bamberg - Die ersten Benimmregeln für die Gastronomie sind veröffentlicht. Offen ist die Frage, wann und wie wieder Musik im Wirtshaus gemacht werden darf. Hier hilft ein Blick auf die Überlegungen, die im Kulturbereich angestellt worden sind. Klar dürfte sein, dass Gesang (und erst recht Chorgesang) ein erhebliches Risiko im Hinblick auf die Verbreitung des Virus darstellt. Beim Singen erfolgt – ähnlich wie beim Sprechen, Rufen und Husten – die potenzielle Ausbreitung von infektiösen Aerosolen aus der Atemluft weiträumig und diffus. Sänger sollten daher einen Abstand von sechs Metern zueinander oder zu einem Publikum haben – schon in Konzertsälen schwer machbar, in Gastronomiebetrieben wohl illusorisch. Genauere Studien zur Infektionsverbreitung durch Sänger (aber auch durch Redner) sind in Arbeit, Ergebnisse sind offen.

Anders ist das offenbar bei Blasinstrumenten: Bisher hatte man vermutet, dass Blasmusik kräftige Luftströme auslöst, in ersten Empfehlungen wurde für Bläser ein Abstand von zwölf Metern in Blasrichtung und drei Metern in anderen Richtungen verlangt. Das ist aber offenbar nicht nötig, berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Man muss sich klarmachen, dass sich ein Orchester beim Spiel maximal protektiv verhält. Alle sitzen hinter- und nebeneinander, niemand sitzt sich gegenüber, niemand spricht. Die vermutete Gefährdung durch die Bläser konnte durch empirische Studien als minimal erwiesen werden“, zitiert das Blatt Stefan Willich, einen Epidemiologen und Sozialmediziner an der Charité, der einen griffigen Vergleich präsentiert: „Mit einer Trompete eine Kerze auszublasen scheint sehr schwierig zu sein, während das selbst ein Kleinkind mit einem Puster hinbekommt.“

Der Bayerische Rundfunk hat von Versuchen der Bamberger Symphoniker berichtet, die belegen: Bei Blasmusik breitet sich nur der Ton aus, die Atemluft der Musiker kaum.