Zell am See - Eine Eröffnung einer Brauereigaststätte hatte es in Zell am See seit 109 Jahren nicht mehr gegeben: Damals, 1913, hatte die Familie Auer die Gebäude ihrer im Jahr davor geschlossenen Brauerei in Erinnerung an den früheren Braubetrieb zünftig herausgeputzt. Am 21. August 2022 war es genau umgekehrt: Da hat die Zeller Hotelier-Familie Holleis ihr bereits seit mehr als einem Jahr bestehendes Bräustüberl mitsamt Biergarten und Hightech-Brauerei offiziell eröffnet. "Mit dem Pinzga Bräu gibt es ein neues Braujuwel am Zeller See", schwärmten die Salzburger Nachrichten sogleich - und mutmaßten, dass "da jemand eine gute Verbindung nach oben haben (dürfte). Vielleicht ist es der anwesende Bierpapst Conrad Seidl. Er reiste extra aus Wien an, um zwei Biere des Pinzga Bräu am See (Achtung: nicht zu verwechseln mit dem Pinzgau Bräu in Bruck an der Großglocknerstraße) zu verkosten."
Bei Kaiserwetter - der vorher verhangene Himmel war erst eine Stunde vorher aufgerissen - trafen die Original Tiroler Kaiserjäger ein und es gab einen zünftigen Bieranstich, Brauereisegnung durch den örtlichen Pfarrer inklusive. Das „Pinzga Bräu am See“ ist Teil des Grand Hotel Zell am See, einem 4-Sterne- Superior-Betrieb, der auf einer Halbinsel direkt am Zeller See liegt. Das Fünf-Hektoliter-Sudhaus - um mehr als 300.000 Euro vom Bamberger Hersteller Kaspar Schulz eingerichtet - bietet einen Blick auf Biergarten, See und Berge, im Stüberl wird in ungezwungener Atmosphäre ausgeschenkt.
Zwei Standardbiere
Zwei Biere laufen vom Fass: ein bernsteinfarbenes Kellerbier, das sich durch eine angenehme Balance von Malz und Hopfenbittere auszeichnet, und ein sehr hellgelbes, deutlich trübes Weizenbier mit sehr feinprorigem Schaum und einem schlanken Körper. „Unser Ziel ist ein süffiges, g’schmackiges Bier mit einem eigenständigen Charakter. Wir versuchen, möglichst viel der Wertschöpfung in Österreich zu halten. Den Hopfen beziehen wir aus dem Mühlviertel, das Gerstenmalz aus Grieskirchen“, erklärt Bier-Sommelier und Neo- Brauer Valentin Klien. Die acht 500-Liter- Tanks der Brauerei werden umweltfreundlich mit Seewasser gekühlt. Das Gesamtinvestment beläuft sich auf über eine Million Euro
"Als Unternehmer ist mir Autarkie in der Versorgung unserer Betriebe im In- und Ausland seit je her ein wichtiges Anliegen. Mittel- und langfristig wollen wir rund die Hälfte unseres Bedarfes an Bier selbst herstellen“, erläutert Wilfried Holleis, der in seinen Betrieben auch auf die Produktion von eigener Wärme und Strom setzt – ebenfalls im Zeichen der Autarkie. „Die Tatsache, dass Zell am See wieder eine Brauerei hat, ist mir ebenso wichtig. Wir stehen für alle – ob Einheimische oder Gäste – offen. Wir sind voll in der Region verankert und wollen mit unserer Brauerei, dem Bräu-Restaurant und dem Gastgarten am See ein neues Angebot schaffen“, ist Wilfried Holleis vom Erfolg der neuen Brauerei überzeugt.
Reiche Brautradition: Eis für Bayern
Auch Holleis fühlt sich der Geschichte verbunden, er erzählt von der großen Bedeutung des Zeller Sees für die alpenländische Bierproduktion: In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts galt er als wichtiges Eisreservoir für die Bayerischen Brauereien. Diese benötigten große Mengen an Natureis für die Kühlung des frisch gebrauten Bieres. Eis gab es im Winter am Zeller See in Hülle und Fülle. Bei der sogenannten „Eisernte“ von Mitte Februar bis Ende März wurde das Eis in reiner Handarbeit mit speziellen Werkzeugen in großen Blöcken aus dem Zeller See geschnitten. Anschließend wurde es mit der Eisenbahn zu den Abnehmern in Österreich und Deutschland transportiert.
In Aufzeichnungen ist vermerkt, dass während der Eisernte im Winter der Jahre 1883/84 rund 3.000 Waggonladungen Natureis nach Wien und an Brauereien in München gingen. 450 Arbeiter wurden damals für die Eisgewinnung am Zeller See beschäftigt.
https://www.grandhotel-zellamsee.at/de/
