Zwettl - Wer auf dem neuesten Stand der Brautechnik bei gleichzeitig hoher Effizienz bleiben will, muss in diese Technik auch investieren. Wer die Privatbrauerei Zwettl über die vergangenen Jahre beobachtet hat, kann allein schon an den baulichen Veränderungen ablesen, wie sich das Unternehmen entwickelt hat. Es begann schon im vorigen Jahrhundert damit, dass die Gär- und Lagerkeller der Brauerei vom Sudhaus im historischen Gebäude getrennt wurden, dann wurden Abfüllung und Logistik auf neuesten Stand gebracht. 13 Jahre nachdem die Bauplanungsgesellschaft Ecoplan die Abfüllhalle neu errichtet hat, gibt es einen weiteren Ausbau: Die Abfüllung wird demnächst auf die andere Seite der Ottenschlager Straße verlegt. Ein besonderes Highlight des neuen Abfüllzentrums ist der sechs Meter hohe Besuchersteg, von dem aus Bierliebhaber ab Herbst im Rahmen von Brauereiführungen live die Produktionsabläufe verfolgen können.
1500 Hektoliter Tageskapazität
Dazu muss das fertige Bier aber über die Straße gebracht werden - und zwar bis zu 1500 Hektoliter pro Tag. Da muss eine entsprechende Pipeline her, sagte sich Brauereibesitzer Karl Schwarz. Auch dieses Projekt wurde Ecoplan übertragen. So entstand kürzlich eine eindrucksvolle "Bier-Pipeline", die die viel befahrene Straße überbrückt und ein sichtbares Zeichen für den Zwettler Erfolg setzt. "Dieses Projekt ist ein gewaltiges Zusammenspiel verschiedenster Gewerke. Die Planung beschäftigt uns bereits seit Sommer 2022, die Inbetriebnahme des neuen Abfüllzentrums ist für Sommer 2025 vorgesehen", erklären Karl Schwarz und der Projektverantwortliche Braumeister Heinz Wasner.
Eine 23 Meter lange Rohrbrücke wird künftig quer über die Ottenschläger Straße führen und die Produktionshalle mit dem neuen Abfüllzentrum verbinden. Diese Brücke ist Teil eines insgesamt 250 Meter langen Rohrleitungssystems, das verschiedene Produktionsbereiche miteinander verbindet. Nach außen hin sichtbar ist jener Abschnitt, der über die Bundesstraße führt. In dieser Pipeline wird nicht nur Bier zu den Füllorganen transportiert, es geht auch um parallele Leitungen für auch Heizwasser, Warmwasser, Frischwasser aus eigenen Brunnen und Abwasser.
Die Installation der "Bier-Pipeline" war Millimeterarbeit: Im Vorfeld wurde die Rohrbrücke in der Brauerei mit den notwendigen Leitungen und Kabeln vorbestückt und mit einer Außenverkleidung versehen. Am Samstag, den 22. März, frühmorgens wurde die 33 Tonnen schwere Konstruktion aus der Halle transportiert und mit zwei Schwerlastkränen auf die vorbereiteten Säulen gehoben. Anschließend dockt die Brücke an den Gebäudeteilen beiderseits der Ottenschläger Straße an – ähnlich einem Flugzeug, das an ein Gate angeschlossen wird. Für diese Montagearbeiten wurde die Straße für den Verkehr gesperrt.
„Wir errichten im oberen Waldviertel die modernste Glas-Abfüllanlagen des gesamten Landes“, so Karl Schwarz stolz. Die neue Anlage verbraucht weniger Energie, Wasser und Hilfsstoffe. Braumeister Heinz Wasner: „Sie ist sparsam im Verbrauch, liefert höchste Qualität und eine um bis zu 20 Prozent höhere Abfüllleistung. Dann können wir auch erstmals die neue 0,33 Liter Mehrweg-Glasflasche für den Lebensmittelhandel damit befüllen.“ Dazu Karl Schwarz: „Wir stellen – der Umwelt zuliebe – den überwiegenden Anteil an kleinen Einweg-Gebinden auf Mehrweg um.“
Investition in die Zukunft
Mit dem neuen Abfüllzentrum, das mit einer Kapazität von bis zu 36.000 Flaschen pro Stunde täglich rund 300.000 Flaschen Bier befüllen kann, investiert die Privatbrauerei am Brauereistandort in modernste Technologie. Insgesamt wurden dafür rund 21 Millionen Euro in die Hand genommen. "Es ist meine Verantwortung als Unternehmer im Sinne des Generationenvertrages, Anlagen und Ausstattung der Brauerei stets auf dem bestmöglichen Stand zu halten. Wir investieren in Qualität und allerneueste, umweltfreundliche Technologie", betont Eigentümer Karl Schwarz.
Aber mit der neuen Abfüllhalle ist es nicht getan: Sobald diese in Betrieb geht, stehen auch die Erneuerung des Sudhauses sowie der Gär- und Lagerkeller an.